Amöbenruhr – Amöben-Dysenterie: Erreger, Ansteckungsgefahr, Symptome & Diagnostik

Der Darm ist kein steriler Ort. Milliarden von Bakterien besiedeln ihn und wirken beim Gesunden an der Verdauung mit. Neben den „guten“ Bakterien können auch krankmachende Bakterien dieses Gleichgewicht stören. Krankheiten wie Typhus, Reisedurchfall, Cholera, Ruhr u.a. sind dann die Folge. Aber nicht nur Bakterien können den Darm aus dem Gleichgewicht bringen. Auch andere Mikroorganismen besiedeln ihn mitunter. Eine wichtige Gruppe sind bestimmte Einzeller (Protozoen) und dabei insbesondere die Amöben, die zu den „Wurzelfüßlern“ (Rhizopoden) gehören. Ein Erreger, Entamoeba histolytica, verursacht eine besondere tropische Durchfallkrankheit, die Amöbenruhr.

Was ist eine Amöbiasis?

Die Amöbenruhr ist keine Rarität. Es ist die häufigste Krankheit, die Reisende aus den Tropen in unsere Region mitbringen. In den warmen Ländern ist zum Teil die Hälfte der Bevölkerung damit infiziert. Dadurch sind die Ansteckungsgefahren sehr groß. Die Übertragung erfolgt vom infizierten Menschen auf andere Menschen über verunreinigte Nahrungsmittel, denn die ansteckungsfähigen Zysten werden mit dem Stuhl ausgeschieden.

Gelangen die Zysten, die sehr widerstandsfähige Dauerform der Erreger, in den Darm, wandeln sie sich um, dringen in die Darmwand ein und führen im Dickdarm zu schweren Entzündungen. Die Schleimhaut wird zerstört, Bindegewebe ersetzt die Darmzotten, es treten Verengungen und Verwachsungen auf. Die Erreger können sich auch in der Leber absiedeln und dort zu einem Amöbenabszess führen.

Wie äußert sich eine Amöbenruhr?

Zunächst sind die Beschwerden untypisch. Es kommt zu Stuhldrang mit krampfartigen Leibschmerzen (Tenesmen), Völlegefühl und leichtem Fieber. Der Stuhl ist zunächst noch normal geformt, kann aber bereits schleimige oder blutige Auflagerungen zeigen. Später wird der Stuhl meist breiig.

Das Krankheitsbild kann komplikationslos abheilen. Aber es sind auch schwerste Verläufe bekannt, die zum Darmdurchbruch und lebensgefährlichen Bauchhöhlenentzündungen führen können. Bei manchen Patienten wird der Verlauf auch chronisch mit immer wieder aufflackernden Schüben.

Die gefürchtetste Komplikation ist der keineswegs selten auftretende Leberabszess. Kommt es dazu, dann steigt das Fieber deutlich an, die rechte Oberbauchseite wird sehr druckschmerzhaft und es fällt ein starkes Krankheitsgefühl mit hochgradiger Gewichtsabnahme auf.

Was kann man selbst tun?

Eine Vorbeugung durch Schutzimpfungen ist nicht möglich. Die einzige Möglichkeit des Selbstschutzes ist, die hygienischen Mindestanforderungen während eines Tropenaufenthaltes einzuhalten (abgekochtes Wasser, kein unkontrolliertes Obst oder Gemüse verzehren, sorgfältige körperliche Hygiene; s.a. Empfehlungen unter „Reisediarrhoe“).

Wann ist ein Arzt zu konsultieren?

Tritt als Begleiterscheinung eines Durchfalles oder auffälliger Stuhlbefunde Fieber, starker Bauchschmerz, Blut im Stuhl, Schmerz der rechten Oberbauchregion und ständiger krampfartiger Stuhldrang auf, sollte nach Rückkehr aus einem Tropenurlaub eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Ein Leberabszess kann mit einer schmerzlosen Ultraschall-Untersuchung oder einem Computertomogramm gut beurteilt werden. Die Amöben können unter dem Mikroskop nachgewiesen werden. Eine Behandlung wird der Arzt mit einem Antibiotikum (Metronidazol) versuchen, das in 90% der Fälle wirksam ist.

Hinweis
Eine andere Amöbenerkrankung ist die Amöben-Meningo-Enzephalitis, die Gehirn und Hirnhäute befällt. Die Erreger werden meist beim Baden in stehenden Gewässern aufgenommen. Bei dieser Erkrankung treten kaum Darmbeschwerden auf.

Tipp:
Ein Nachweis von Entamöben im Stuhl ist noch kein Beweis für eine Amöbenruhr, denn in vielen Fällen bleibt die Besiedlung mit der sogenannten Minutaform folgenlos.