Aviophobie
Die Schätzungen gehen auseinander: Etwa ein Viertel bis die Hälfte aller Passagiere in Deutschland, die in ein Flugzeug steigen, leiden unter Flugangst. Und die, die aus Angst gar nicht erst an Bord gehen, stellen für die Airlines einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor dar. In den USA schätzt man den Wert der nicht verkauften „Angst-Tickets“ auf etwa zwei Milliarden Dollar. Bester Trick gegen die Angst: Ablenkungsmanöver, z. B. Filme anschauen.
Ursachen
Flugangst ist eine „moderne“ Angst, die sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt. Klaustrophobie (Angst in engen Räumen) und Höhenangst einerseits, andererseits die Angst vor undurchschaubarer Hightech, Angst vor unerklärlichen Geräuschen und Abläufen. Schließlich die Angst, nichts mehr unter Kontrolle zu haben, ausgeliefert zu sein. Gerade Menschen, die im Alltag das „Heft“ in der Hand halten und ein stabiles Lebensmanagement haben, werden oft von Flugangst befallen. Auch schlechte Erfahrungen können eine große Rolle bei der Entwicklung von Ängsten spielen.
Krankheitsbild
Spätestens dann, wenn die Triebwerke angelassen werden und die Stewardessen das richtige Verhalten in Notsituationen demonstrieren, bricht Menschen mit Flugangst der Schweiß aus. Es kommt zu Kurzatmigkeit, Herzrasen, Panikattacken, Durchfall und im schlimmsten Fall zum Kollaps.
Auswirkungen
Wer versucht, seine Flugangst mit ein paar Gläschen Sekt, Whisky oder Bier zu unterdrücken, bewirkt meistens das Gegenteil. Alkohol wirkt in großer Höhe wegen der geringeren Sauerstoffsättigung des Blutes etwa doppelt so stark wie am Boden. Deswegen kommt es oft zu ungewöhnlichen Reaktionen: Die betreffenden Passagiere werden aggressiv, depressiv oder erst recht panisch.
Erkennung & Untersuchungen
Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist der erste Schritt. Nur wer sich eingesteht, dass er Flugangst hat, wird sie auch überwinden können. Frauen, das zeigt die Statistik, tun sich dabei leichter als Männer – diese haben meist größte Schwierigkeiten, ihre Angst zuzugeben.
Therapie
Der einfachste, wenn auch nicht ganz billige Weg, Flugangst zu überwinden, ist die Teilnahme an einem Wochenend-Seminar gegen Flugangst. Dort werden die Teilnehmer von einem Psychologen über die verschiedenen Entspannungstechniken und Tricks aufgeklärt, die gegen die Angst helfen. Ein Flugkapitän erläutert die technischen Vorgänge, die dadurch leichter verständlich werden. Simulationen in einer Passagierkabine am Boden sowie zwei kurze Flüge beschließen das zweitägige Programm. Die Erfolgsquote liegt bei etwa 75%.
Die durchschnittlichen Kosten für ein Seminar sind etwa 600 Euro. Wem dies zu teuer ist, kann sich mit entsprechenden Büchern in die Thematik einlesen und über Autogenes Training versuchen, die Angst in den Griff zu bekommen. Sollten die Angstzustände massiv sein, ist der Gang zum Hausarzt der beste Weg. Der sorgt für die Überweisung an einen Facharzt und eine entsprechende Verhaltenstherapie. Kostenfrei – Angstzustände sind von den Kassen anerkannt. Allerdings ist es dann mit einem Wochenende meist nicht getan.
Vorsorge
Wer nicht gleich ein Seminar oder eine Therapie absolvieren will, kann mit folgenden Tricks, Konfrontationen mit der Angst, versuchen, seine Flugangst in den Griff zu bekommen:
Schreiben Sie alle Fragen auf, die Sie zum Thema Fliegen haben. Und klären Sie diese der Reihe nach. Besorgen Sie sich Literatur über das Fliegen, in denen Flugzeuge beschrieben werden, die Physik erklärt und die Technik erläutert wird. Informationen sind immer noch das beste Mittel, Unkenntnis und Unsicherheit zu beseitigen.
Besorgen Sie sich Audio-Kassetten für ein Entspannungstraining.
Leihen Sie sich in der Stadtbücherei und/oder der Videothek Videos über das Fliegen aus und schauen Sie sie sich zu Hause an. Wichtig: Wiederholen Sie die angsteinflößenden Sequenzen öfter, analysieren Sie, warum sie Ihnen Angst machen. So lang wiederholen, bis die Angst nachlässt. Wann immer Angst aufkommt, versuchen Sie, positive, die Angst bewältigende ,Gedanken zu formulieren.
Proben Sie den Ernstfall: Packen Sie einen Koffer, fahren Sie zum Flughafen, stellen Sie sich in die Warteschlange am Check-in-Schalter. Und beobachten Sie die Starts und Landungen von der Aussichtsplattform aus. Stellen Sie sich dabei vor, an Bord zu sein. Nehmen Sie, falls Sie sich für den Ernstfall nicht fit genug fühlen, jemanden mit, dem Sie vertrauen. „Er“ oder „Sie“ wird Sie aufmuntern und Ihnen Mut machen.
Häufige Fragen
Kann man Flugangst überwinden?
Ja, allerdings kann es eine längere Zeit in Anspruch nehmen. Je nach Intensität kann man die Probleme mit entsprechender Literatur, einem Seminar oder einer Therapie in den Griff bekommen.
Ist das Flugzeug ein sicheres Verkehrsmittel?
Das Flugzeug gilt als das sicherste Verkehrsmittel überhaupt. Im Straßenverkehr (Motorrad, PKW, Bus und Straßenbahn) gibt es insgesamt 19,6 Tote auf eine Milliarde Personenkilometer. Im Luftverkehr waren es auf gleicher Distanz „nur“ 1,3 Tote. Statistisch gesehen müsste ein Passagier also die Strecke von ca. 2 Milliarden Kilometern fliegen, um durch einen Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen. Das bedeutet: Die Chance, auf dem Weg zum Flughafen mit dem Auto einen Unfall zu haben, ist wesentlich höher als mit dem Flugzeug abzustürzen.
Gibt es einen Trick gegen Flugangst, der sofort hilft?
Sollte Ihre Angst nicht allzu stark ausgeprägt sein, versuchen Sie es mal damit: Tief einatmen, ohne Pause sofort wieder tief ausatmen und dann versuchen, den Atem sechs bis zehn Sekunden lang anzuhalten. Diese Technik lenkt von negativen Gedanken ab und verringert das Ausatmen von Kohlendioxid. Die Muskeln entspannen sich.
Woher kommt Flugangst?
Grundsätzlich gilt: Ängste werden „gelernt“ und können auch wieder verlernt werden. Flugangst zählt zu den unangenehmen Ängsten, die sich in einem auf Dauer krank machenden Teufelskreis hochschaukeln. Die Hauptursache für die bestehende Flugangst sind in der Regel das (auch gedankliche) Vermeiden der Flugsituationen und die fehlende Auseinandersetzung mit Flugrealitäten. Dabei spielen vor allem die Gedanken und die körperlichen Erfahrungen während der Angst eine wichtige Rolle.
Wichtige Adressen
Selbsthilfeinitiative für Menschen mit Angst- und Panikgefühlen (PAN) Postfach 4112
50231 Trier
Tel.: 0651/53882
Münchner Angst-Selbsthilfe (MAS)
Bayerstr. 77a
80355 München
Tel.: 089/5438080
Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie
Postfach 1343
72003 Tübingen
Tel.: 07071/943494
Auskünfte über Flugsicherheit von Airlines etc.
gibt es bei der Hotline des Luftfahrtbundesamtes: 0531/2355100