Das Herz schlägt regelmäßig und die Frequenz (Häufigkeit) beträgt in Ruhe 60 – 70 Schläge pro Minute, bei Belastung entsprechend schneller. Abweichungen von dieser Norm werden als Herzrhythmusstörungen bezeichnet. Dabei kann der Puls zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig, die Störung völlig harmlos oder lebensgefährlich sein. In jedem Fall sollten Herzrhythmusstörungen deshalb vom Arzt abgeklärt werden.
Wichtig dafür ist das EKG (Elektrokardiogramm). Die therapeutischen Möglichkeiten sind vielfältig. Zahlreiche Medikamente, verschiedene Arten von Herzschrittmachern, elektrotherapeutische und neuerdings auch operative Verfahren stehen zur Verfügung. Sie werden je nach Art der Störung eingesetzt.
Ursachen
Herzrhythmusstörungen können viele Ursachen haben, z.B. Erkrankung des Reizleitungssystems selbst, Erkrankungen des Herzmuskels (z.B. Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche) sowie Erkrankungen anderer Körpersysteme (z.B. Stoffwechsel- erkrankungen, Infektionen, usw.).
Symptome & Einteilung
Herzrhythmusstörungen werden unterteilt in:
Störungen der regelmäßigen Schlagfolge des Herzen (Arrhythmien) in:
- bradykarde (d.h. zu langsamer Herzschlag)
- tachykarde (d.h. zu schneller Herzschlag) Störungen
sowie nach der Lokalisation (d.h. dem Ort im Herzen) in:
- supraventrikuläre Rhythmusstörungen (d.h. im Vorhofbereich)
- ventrikuläre (im Bereich der Herzkammern) Störungen
Das Herz schlägt automatisch, d.h. anders als beispielsweise beim Gehen müssen wir den Herzmuskel nicht willentlich aktivieren. Der normale automatische Herzrhythmus entsteht im Sinusknoten, der kurz vor dem rechten Vorhof liegt. Der Rhythmus wird dann über ein spezielles Reizleitungssystem in die Vorhöfe, anschließend über den sogenannten AV (Atrio-Ventrikular)-Knoten in die beiden großen Herzkammern weitergeleitet.
Diese Art der Leitung gewährleistet einen geregelten Ablauf der Anspannung von Vorhöfen und Kammern und ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Pumpleistung.
Der normale Herzrhythmus liegt beim Erwachsenen 60 – 70 Schlägen pro Minute, bei Anstrengung steigt der Puls entsprechend den körperlichen Erfordernissen.
Fällt ein Taktgeber, z.B. der Sinusknoten, aus, so übernimmt das darunter liegende Zentrum, in diesem Fall der AV-Knoten und wenn dieser auch ausfällt, die Muskulatur der Herzkammer seine Funktion. Die Geschwindigkeit der Schlagfolge nimmt dabei von oben nach unten ab. (Bild Reizleitungssystem des Herzen mit Kontraktion in Zeitlupe)
Auswirkungen & Folgen
Am häufigsten sind Herzrasen und Herzstolpern. Vielen Herzrhythmusstörungen verursachen aber keine Beschwerden am Herzen direkt. Ist die Pumpleistung des Herzen durch die Rhythmusstörung eingeschränkt – was bei zu langsamen, zu schnellen oder unregelmäßigem Puls der Fall sein kann – sind Benommenheit, Schwindel, ev. sogar Bewusstlosigkeit die Folge. Bleibt das Herz ganz stehen bzw. setzt die Pumpleistung aufgrund eines extrem schnellen Schlages (z.B. „Kammerflimmern“) aus, kommt es zum sog. plötzlichen Herztod.
Erkennung & Untersuchungen
Das wichtigste Instrument zur Erkennung und Beurteilung von Herzrhythmusstörungen ist das EKG (Elektrokardiogramm). In vielen Fällen ist auch ein Langzeit-EKG oder 24 Stunden-EKG notwendig. Dabei werden Elektroden auf die Brust geklebt, die mit Kabel mit einem kleinen tragbaren Computer verbunden sind, der das EKG über 24 Stunden aufzeichnet.
Im EKG kann der Arzt sehen, ob das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig schlägt. Meist ist es bereits anhand des EKGs möglich, die Art der Störung und ihre Ursache zu diagnostizieren. In besonderen Fällen sind spezielle Untersuchungen z.B. ein EKG unter Belastung, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens oder eine Herzkatheter-Untersuchung erforderlich.
Therapie
Die Art der Behandlung richtet sich nach der Art und Ursache der Herzrhythmusstörung und muss vom Arzt auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden. Medikamente können bei allen Arten von Herzrhythmusstörungen angezeigt sein. Die Auswahl eines geeigneten Medikamentes ist nicht einfach. Herzschrittmacher werden in der Regel bei zu langsamem Herzschlag eingesetzt. Operative Verfahren kommen in Frage, wenn abnorme zusätzliche Leitungsbahnen für die Rhythmusstörung verantwortlich sind.
Besteht die Gefahr eines plötzlichen Herztodes durch einen zu schnellen Pulsschlag, kann heute ein sog. Defibrillator eingepflanzt werden, der im Falle einer solchen Rhythmusstörung, das Herz durch einen „elektrischen Schlag“ wieder in den normalen Rhythmus bringt.
Vorsorge
Allgemeine Empfehlungen zur Vorsorge bei bestehenden Rhythmusstörungen gibt es nicht. Je nach Art und Ursache der Störung kann man jedoch durch verschiedene Maßnahmen Einfluss auf die Rhythmusstörung nehmen. Hier muss der Arzt den Patienten im Einzelfall entsprechend beraten.
Die häufigsten Fragen
Bei Aufregung und körperlicher Belastung geht der Puls schneller. Ab wann ist ein schneller Puls gefährlich?
Bei Aufregung und körperlicher Belastung sind ein schneller Puls und Herzklopfen normal, denn der Körper braucht mehr Sauerstoff und das Herz muß schneller schlagen. Mögliche Zeichen für einen krankhaft schnellen Puls sind Gefühle wie Benommenheit, Schwindel und Herzrasen.
Wie gefährlich ist Herzstolpern?
Gelegentliches Herzstolpern ist ein sehr häufiges Symptom und meist harmlos, sofern dabei keine weiteren Beschwerden auftreten und der Puls nach einigen Schlägen wieder normal ist. Bei begleitenden Beschwerden und/oder sehr häufigem Herzstolpern sollte man in jedem Fall einen Arzt aufsuchen.
Welche Bedeutung haben Herzrhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt?
Störungen des Herzrhythmus nach einem Herzinfarkt ebenso wie bei allen anderen Herzerkrankungen (z.B. Herzmuskelschwäche, Herzentzündungen usw.) müssen ernst genommen und gegebenenfalls behandelt werden.
Wie sicher sind Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen?
Alle Medikamente, die gegen Herzrhythmusstörungen wirken, können die Störung auch verstärken – wenn sie falsch ausgewählt, nicht richtig dosiert oder mit nicht zulässigen anderen Medikamenten kombiniert wurden. Die medikamentöse Behandlung von Herzrhythmusstörungen sollte deshalb auch von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden.
Wann kann man Herzrhythmusstörungen operieren?
Bei bestimmten Erkrankungen, z.B. beim Wolf-Parkinson-White Syndrom, sind von Geburt an zusätzliche Leitungsbündel vorhanden. Diese Patienten entwickeln immer wieder einen sehr schnellen Puls, der sich mit Medikamenten senken lässt. In manchen Fällen kann man das verantwortliche Leitungsbündel durchtrennen, was das Problem dauerhaft löst und den normalen Herzrhythmus nicht gefährdet.
Wichtige Adressen
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung
Goethestr. 38a
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211/600692-0
FAX: 0211/600692-10
E-mail:
dgk@uni-duesseldorf.de