Nach Angaben des Verbandes für Orthopädische Schuhtechnik leiden etwa 80 Prozent der Bevölkerung an Fußfehlstellungen wie etwa dem Senk-/Platt-, Knickfuss oder Spreizfuß. Beim Senk- oder Plattfuß ist der Fuß nach innen eingeknickt. Das sogenannte Längsgewölbe – ein ausgeprägter Bogen, der normalerweise vom Vorfuß bis zur Ferse reicht und den Fuß in einer natürlichen Spannung hält – ist abgesenkt oder liegt platt auf dem Boden auf. Der Nachteil: Die eingebaute Federung des Fußes, die insbesondere beim Laufen auf harter Unterlage die Masse des Körpers abfängt, ist vermindert oder versagt vollständig.
Zwar werden fast alle Menschen ohne stabile Fußfehlstellungen geboren, doch ist ein Senk- oder Plattfuß als Erwachsener keine Seltenheit. Über- wie Unterbeanspruchung des Fußes können eine Rückbildung der stützenden Bindegewebe verursachen. Geeignete Schuhe, die sogenannte gymnastische Fußpflege durch einen Krankengymnasten und nicht zuletzt speziell gefertigte Einlagen können den Fuß wieder „in Form“ bringen.
Ursache & Risikofaktoren
In den meisten Fällen führen Orthopäden den Plattfuß auf schwache Bindegewebe des Fußes zurück. Mögliche Ursachen dafür: Ein typischer Alterungsprozess der Gewebe oder aber eine dauerhaft falsche Belastung des Fußes. Über- sowie Unterforderung des Fußes können gleichermaßen zu einer Rückbildung und Verkümmerung der 19 Muskeln und 107 Bänder am Fuß führen. Die Statik des Fußes gerät aus dem Gleichgewicht.
Ein Plattfuß ist nicht per se ein Fall für den Arzt: So kommen Kinder mit einem scheinbaren Plattfuß auf die Welt. Ein Fettpolster füllt das Fußgewölbe teilweise aus. Eine spezielle Therapie ist nicht erforderlich. Allerdings sollte der Arzt genau hinschauen: Verwechslungen mit dem vererbten Plattfuß sind möglich, allerdings ist auch der in den meisten Fällen nicht bedenklich. Zwar ist eine Fehlstellung von Geburt an da, doch verursacht dieser Plattfuß keine Schmerzen. Behandelt werden muss er nicht.
Symptome & Krankheitsbild
Die Statik des Fußes ist durch das abgeflachte Längsgewölbe verändert: Die Ferse dreht nach Innen (proniert), während sich der Vorderfuß leicht nach außen dreht (supiniert). Gleichzeitig kann der Fuß am Sprungbein und der Innenknöchel im Mittelfuß nach innen knicken – der sogenannte Plattknickfuß entsteht.
Man unterscheidet zwischen zwei unterschiedlichen Formen – dem lockeren und dem fixierten Plattfuß. Der lockere Plattfuß tritt nur unter Belastung auf – beim Auftreten. Stellt sich der Betroffene auf seinen Vorderfuß, richtet sich das Längsgewölbe wieder auf. Das ist beim fixierten Plattfuß nicht der Fall. Diese Unterscheidung ist für die Behandlung von Bedeutung. Ausführliche Informationen über das Skelett und sein Stützgewebe finden Sie unter der Rubrik „Der Mensch“.
Auswirkungen & Folgen
Die veränderte Fußstellung wirkt sich auf Knie- und Hüftgelenke sowie die Wirbelsäule aus. Das statische Gesamtsystem ist gestört. So kann bei einem Plattfuß beispielsweise der Außenmeniskus im Knie stärker als normal beansprucht werden. Schmerzen bis hin zu Meniskusschäden sind die Folge. Insbesondere bei älteren Menschen können Krampfadern im Fuß als Folge der veränderten Statik im Fuß auftreten. Die Symptome sind bei jedem Patienten anders. Der Arzt greift erst ein, wenn der Patient mit Beschwerden zu ihm kommt, die Beweglichkeit des Fußes eingeschränkt ist, das Gehen schmerzhaft ist oder aber andere Gelenke in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Erkennung & Untersuchungen
Das erste und wichtigste Merkmal für einen Plattfuß erkennt der Arzt schnell – das herabgedrückte Längsgewölbe des Fußes. Richtet sich dieses Gewölbe bei einem sogenannten Spitzfußgang, also ein paar Schritten auf dem Vorderfuß, wieder auf, so handelt es sich um einen lockeren Plattfuß, richtet es sich nicht auf, um einen fixierten Plattfuß. Ist die Unterscheidung nicht eindeutig, gibt es noch eine alternative Diagnosemethode. Läuft der Patient auf der Außenseite seines Fußes und der Fuß dreht sich gar nicht oder nur minimal, dann handelt es sich um einen fixierten Plattfuß.
Therapie
Zunächst einmal sollte der Patient auf geeignete Schuhe achten. Sie sollten einerseits Halt geben, andererseits aber auch genug Bewegungsfreiheit bieten. Schließlich nimmt der Schuh dem Fuß „Arbeit“ ab, der Fuß sollte aber trotz Schuh gefordert werden.
Je nach der Art des Senk- oder Plattfußes sind verschiedene Ansätze üblich.
Beim sogenannten „erworbenen Plattfuß“ steht die Stärkung der Muskulatur und des Bandapparates im Mittelpunkt der Behandlung. Ziel ist es, das Längsgewölbe des Fußes zu spannen, wieder aufzurichten. Insbesondere die sogenannte Muskelschlinge sollte gekräftigt werden.
Übungen
Um gezielt unterentwickelte Bänder und Muskeln zu trainieren, wählt der Krankengymnast zum einen Übungen zur sogenannten passiven Mobilisierungen (wie etwa Dehnungen des Vorfußes nach Außen, sowie Dehnungen des Hinterfußes nach Innen) sowie aktive Kräftigungsübungen (beispielsweise Gehen unter Anspannung des Längsgewölbes). Einfacher Tipp: Barfuss am Strand oder aber auf Kieselsteinen gehen.
Technische Hilfen
Technische Hilfen können ebenfalls nützlich sein, sie werden von Orthopäden insbesondere bei jungen Patienten allerdings nicht so gerne gesehen. Denn eine Einlage nimmt dem Fuß Arbeit ab, stützt dort, wo der Fuß seinen Halt verloren hat. Sie animiert die Muskulatur und die Bänder nicht. Daher reicht ein Fußbett in Schuhen in vielen Fällen schon aus.
Einlagen
Prinzipiell kann eine Einlage die Schwäche des Fußes optimal ausgleichen. Der Neigung, mit der Ferse nach Innen zu drehen und mit dem Vorderfuß leicht nach Außen zu drehen, kann durch eine Einlage entgegengewirkt werden. Zunächst wird mit Hilfe eines Podogramm ein Sohlenabdruck vom Fuß gemacht. Die Hauptdruckpunkte lassen sich je nach Intensität exakt ablesen. Ein herabgesenktes Längsgewölbe lässt sich hier sehr gut zeigen. Eine maßgefertigte Einlage könnte dann die Schwäche im Mittelfußbereich stützen.
Orthopädietechnische Korrekturen
Der Ansatz beim fixierten Plattfuß ist anders: Krankengymnastik allein reicht hier nicht mehr aus. Orthopädietechnische Korrekturen sind nötig. Dann wird eine Maßeinlage gefertigt, die den Fuß im normalen Straßenschuh bettet. Diese orthopädischen Schuhzurichtungen entlasten, wo der Schmerz zu groß ist, belasten, wo die Stellung des Fußes korrigiert werden soll. Eine Mittelfußrolle erleichtert zusätzlich das Abrollen des Fußes, eine Mittelverstärkung für den Absatz schafft einen sichereren Stand.
Reichen diese orthopädietechnischen Korrekturen des Straßenschuhs nicht aus, fertigt der Schuhorthopädiemeister einen Orthopädischen Maßschuh – hier kann beispielsweise eine knöchelübergreifende Kappe miteingebaut werden.
Der „angeborene Plattfuß“ sollte sofort nach der Geburt krankengymnastisch behandelt werden. Bei extremen Stellungen kann auch eine Fixierung mit Gipsverbänden kurzzeitig sinnvoll sein. Meist ist bei frühzeitigem Therapiebeginn die Fehlstellung nach einem Jahr behoben.
Operation
Nur in seltenen und extremen Fällen kann, nachdem die oben beschriebenen Therapieversuche ohne Erfolg geblieben sind, eine Operation die angemessene Behandlungsform sein.
Häufige Fragen
Wann sollte ich mit einem Senk- oder Plattfuß zum Arzt gehen?
Sie sollten prinzipiell den Arzt um Rat zu fragen. Allerdings sollte man – sofern man noch keine Schmerzen im Fuß hat – so schnell nicht zu technischen Hilfen wie etwa Einlagen greifen. Meist lässt sich die Fehlstellung schon durch vorbeugende Maßnahmen wie gymnastische Übungen in den Griff bekommen.
Mein Kind ist schon mit Plattfüßen zur Welt gekommen. Was sollte ich tun?
Es ist anzuraten, sich einen Termin bei einem Krankengymnasten zu holen. Dort wird man zum einen die Füße wieder beweglich machen, zum anderen kräftigen. Nur wenn das nicht hilft, ist eine konservative Behandlung (mit Gipsverbänden) nötig. Von ärztlich nicht verordneten Einlagen ist in jedem Fall abzuraten.
Ich bin 42 Jahre alt. Erst kürzlich machte mich ein Bekannter darauf aufmerksam, dass ich vielleicht Plattfüße haben könnte. Ich hatte noch nie Probleme!
Sie haben wahrscheinlich eine eher seltene erbliche bedingte Form der Fehlstellung. Daran kann kein Arzt etwas ändern. Und Sie werden damit auch nie Probleme bekommen. Schauen Sie Ihren Eltern mal auf die Füße.
Wichtige Adressen
Bundesinnungsverband für Orthopädie-Schuhtechnik
Ricklinger Stadtweg 92
30459 Hannover
Telefon 0511-31 10 51
Fax 0511-42 51 51
Internet: http://www.biv-os.de
Orthopädie im Krankenhaus der Augustinerinnen Severinsklösterchen Köln
Jacobstraße 27-31
50678 Köln
Telefon 0221-3308-1351
Fax 0221-3308-1556
Internet http://www.koeln-orthopaedie.de
Universität Münster
Klinik und Poliklinik für Technische Orthopädie und Rehabilitation, Prof. H.H. Wetz
Robert-Koch-Straße 30
48129 Münster
Telefon 0251-83-56764
Fax 0251-83-56776