Restless Legs Syndrom: Ursachen, Symptome, Therapie & Medikamente

Allein in Deutschland leiden 5 bis 10 Millionen Menschen am Restless-Legs-Syndrom (RLS), viele ohne es zu wissen. Besonders vor dem Schlafengehen und nachts zucken, jucken und kribbeln die Beine. Kommt der Körper zur Ruhe, werden die Beine erst richtig wach – die Beine sind ruhelos (engl.: restless). Die Symptome sind noch vor einigen Jahren nicht als Indizien für das Restless Legs Syndrom erkannt worden. Die Betroffenen wurden in der Vergangenheit nicht selten als „eingebildete Kranke“ (Hypochonder) oder nervenkrank angesehen. Das hatte zur Folge, dass die Patienten falsch oder nicht behandelt wurden. Heute ist fast jedem Hausarzt das RLS ein Begriff. Inzwischen werden Medikamente eingesetzt, die es Patienten erlauben, die Symptome weitgehend unter Kontrolle zu bekommen.

Ursachen & Risikofaktoren

Das Syndrom kann vererbt werden. Falls Vater oder Mutter an Restless Legs leiden, bekommt – rein statistisch – jedes zweite Kind ebenfalls RLS. Diese sogenannte „idiopathische Form“ bekommen die meisten Patienten. Die Forschung stützt sich daher derzeit darauf, die Genorte auf den Chromosomen zu finden, die hierfür bedeutsam sind. RLS tritt auch in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf – z. B. bei Nierenerkrankungen, bei Blutarmut oder chronischen Gelenkerkrankungen. Einige Schwangere bekommen ebenfalls RLS-Symptome, die allerdings zumeist nach der Geburt des Kindes wieder verschwinden. Hier spricht man von der „symptomatischen Erscheinungsform“ des RLS.

Krankheitsbild & Symptome

Die Empfindung in den Beinen ist gestört. Es juckt und kribbelt, zieht und sticht tief unter der Hautoberfläche. Diese Miss- und Fehlempfindungen sind meist begleitet von einem Bewegungsdrang der Beine. Häufig treten die Symptome abends oder nachts auf. Hinzu kommen plötzliche, unwillkürliche Beinbewegungen, die sich ständig wiederholen – im Fachjargon spricht man von „Periodic Leg Movements“ (PLM). Die Symptome verstärken sich bei Ruhe oder treten erst bei Ruhe auf.

Die Schweregrade der RLS-Symptome sind unterschiedlich und sie können Frauen wie Männer jeden Alters treffen: Einige Patienten haben nur ein leichtes Kribbeln in den Waden und ein Zucken in den Beinen, andere Patienten hingegen schlafen erst weit nach Mitternacht ein und werden dann häufig zwischendurch wach.

Auswirkungen

Die meisten Patienten finden schlecht oder gar nicht in den Schlaf. Der erholsame Tiefschlaf wird oft überhaupt nicht erreicht. Unausgeruht und nervös starten viele RLS-Patienten in den Arbeitstag. Die Konzentration lässt kontinuierlich nach, mit ihr auch die Leistungsfähigkeit.

Erkennung & Untersuchungen

Der Arzt kann schon nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten die Diagnose „RLS“ stellen. Allerdings ist er hier auf exakte Beschreibungen des Betroffenen angewiesen.

Um diese ersten Anzeichen gegenüber nervlich (neurologisch) bedingten Erkrankungen wie beispielsweise der Polyneuropathie (Entzündung und Degeneration der Nerven) abzugrenzen, wird zum einen die Muskelaktivität in Form eines Elektromyogramms, zum anderen die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen.

Neurologisch sind RSL-Patienten gesund – d. h. die Nervenleitgeschwindigkeit, das Maß für die Funktionsfähigkeit der Nerven, ist nicht verändert. Auch die Messung der Muskelaktivität zeigt in der Regel keine Besonderheiten.

Im Schlaflabor lässt sich das Ausmaß des Syndroms bestimmen. Inwieweit ist der Schlaf gestört? Erreicht der Patient den Tiefschlaf – also die Stadien drei und vier des sogenannten Non-REM-Schlafs? Elektroden an den Beinen, den Schläfen, neben den Augen und auf der Kopfhaut registrieren, wie aktiv die Muskeln sind (Elektromyogramm), in welchen Schlafphasen sich die Augen bewegen (Elektrookulogramm) und wie aktiv das Gehirn ist (Elektroenzephalogramm).

Diese Daten werden ausgewertet und daraufhin wird auf die Schwere der Symptome geschlossen. Vorteil der Untersuchung im Schlaflabor: Das Ausmaß der Schlafstörung kann bestimmt und andere Erkrankungen wie Atmungsstörungen im Schlaf ( z. B. Schlafapnoe-Syndrom) können ausgeschlossen werden.

Therapie & Medikamente

Eine ursächliche Behandlung des Restless Legs Syndroms gibt es bislang nicht. Mit Wadenwickeln, durch Abspritzen mit kaltem Wasser, aber auch durch Bewegung (Kniebeugen, Spaziergänge etc.) versuchen Betroffene, die Symptome kurzzeitig zu mindern. Doch schnell klingt die lindernde Wirkung ab und die Symptome gewinnen die Überhand. Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung des Zitterns bei der Parkinsonschen Erkrankung eingesetzt werden, werden heute auch erfolgreich gegen RLS-Symptome angewandt. Diese „Parkinson-Medikamente“ enthalten z. B. die Wirkstoffe Levodopa oder Pergolid. Beide passieren problemlos die Blut-Hirn-Schranke, eine Sperre für viele (Gift-)Stoffe zum Schutz des Gehirns. Im Bewegungszentrum des Gehirns forcieren sie die Produktion des Botenstoffes Dopamin. Dieser Eingriff mindert bei RLS-Patienten die unwillkürlichen Beinbewegungen in der Nacht sowie die Missempfindungen in den Beinen.

Je nach Stärke und Häufigkeit des Auftretens der Symptome empfehlen viele Ärzte zunächst den Wirkstoff Levodopa. Levodopa wirkt sofort. Der Wirkstoff Pergolid wirkt stärker als Levodopa. Die Wirkung setzt allerdings erst nach etwa zwei Stunden ein – oft auch mit beträchtlichen Nebenwirkungen. Viele Patienten bekämpfen Brechreiz und Übelkeit z. B. mit Domperidon.

Patienten, die nicht auf diese „Parkinson-Medikamente“ ansprechen, ist die Gabe von bestimmten Schmerzmitteln die beste Lösung.

Da jeder Körper unterschiedlich auf Medikamente reagiert, sollte jeder Wirkstoff vorsichtig eingesetzt werden. Medikamente sollten in Absprache mit dem Hausarzt erst dann eingenommen werden, wenn die nächtlichen Beschwerden so stark sind, dass der Patient auch tagsüber müde und unkonzentriert ist.

Bei sogenannten symptomatischen RLS-Beschwerden aufgrund von anderen Grunderkrankungen oder während der Schwangerschaft wird meist auf eine medikamentöse Therapie verzichtet, da mit Behandlung der Grunderkrankung bzw. mit der Geburt des Kindes meist auch das Syndrom der ruhelosen Beine verschwindet.

Das RLS gehört zu den „modernen Krankheitsbildern“, d. h. die Beschwerden sind zwar längst bekannt, ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Krankheit ist aber erst in jüngster Zeit in der Medizin verankert worden. Mündige Patienten sollten ihren Hausarzt im Bedarfsfall daraufhin offen ansprechen.

Häufige Fragen

Was kann man gegen die Symptome tun?

Kalte Duschen oder Spaziergänge verschaffen kurzfristig Linderung. Verschwinden die Symptome allerdings nicht nach ein paar Stunden, sollten Sie den Arzt um Rat fragen. Der wird dann eventuell Medikamente einsetzen.

Was für Medikamente werden eingesetzt und wie wirken sie?

Es gibt verschiedene Ansätze. Meist ist der Einsatz von Medikamenten erfolgreich, welche die Produktion des Gehirnbotenstoffs Dopamin anregen. Bei leichtem bis mittelschwerem RLS reichen meist niedrige Gaben von Levodopa in der Nacht aus. In schwereren Fällen ist manchmal Pergolid besser. Das kommt auf den Patienten an. Auch Schmerzmittel können eine lindernde Wirkung haben. Reine Schlafmittel bringen in der Regel eher wenig. Die genaue Dosierung sollte zusammen mit dem Arzt herausgefunden werden.

Es kommt vor, dass meine Beine abends im Bett unwillkürlich zucken. Ist es wahrscheinlich, dass dies etwas mit RLS zu tun hat?

Nein. Sollten nicht starke Missempfindungen wie Kribbeln, Ziehen oder Stechen im Bein hinzukommen, handelt es sich wahrscheinlich um periodische Beinbewegungen. Viele Menschen haben diese Zuckungen. Sie sind solange unbedenklich, wie sie nicht Ihren Schlaf beeinträchtigen.