Sinnesorgane des Menschen

Über die fünf Sinnesorgane unseres Körpers nehmen wir die Zustände und Vorgänge in der Außenwelt wahr. Mit Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut empfangen wir Reize, übersetzen sie in elektrische Nervenimpulse und geben diese ans Gehirn weiter. Dort werden sie in bestimmten Regionen verarbeitet und von uns als Bilder und Bewegungen, Geräusche, Gerüche, Geschmack, Temperatur und Berührung erfahren. Die gesammelten Eindrücke werden in ein komplexes Wahrnehmungsschema eingeordnet und entsprechend diesem Schema interpretiert.

Gesichtssinn

Wichtigstes Sinnesorgan des Menschen ist das Auge, das für etwa 70 Prozent der täglichen Wahrnehmungen verantwortlich ist. Nach dem Vorbild dieses Organs wurde die Technik des Fotografierens entwickelt: Eine Linse bündelt Licht, und durch ihre unterschiedlichen Krümmungsgrade wird das Bild „scharf“ eingestellt.

Fehlsichtigkeit

Ist der Augapfel länglich statt rund oder aber die Linse zu stark gekrümmt, treffen die gebündelten Lichtstrahlen nicht genau auf der Netzhaut auf, sondern davor. Die Folge ist, daß man weit entfernte Objekte nur unscharf erkennen kann.

Bei der Weitsichtigkeit verhält es sich umgekehrt: Objekte im Nahbereich des Auges können nicht scharf gesehen werden, weil der Augapfel zu kurz oder die Linse zu schwach gekrümmt ist, so daß die Lichtstrahlen sich erst hinter der Netzhaut treffen. Mit zunehmendem Alter wird die Linse größer und verliert an Elastizität. Dadurch kann sie sich schlechter auf Objekte in der näheren Umgebung einstellen, und so entsteht Alterssichtigkeit (Presbyopie). Sie setzt bei vielen Menschen etwa im vierten Lebensjahrzehnt ein.

Kurzsichtigkeit wie Weitsichtigkeit können durch entsprechend gekrümmte Linsen (Brillengläser oder Kontaktlinsen) ausgeglichen werden. Konvexe Linsen gleichen Weitsichtigkeit aus, indem sie Lichtstrahlen bündeln, während konkave Linsen Kurzsichtigkeit verringern, indem sie eine Streuung der Lichtstrahlen bewirken.

Augapfel

Der kugelförmige Augapfel hat einen Durchmesser von etwa 2,5 Zentimetern. Er liegt, umgeben von einem gleitfähigen Fettkörper, in der schützenden Augenhöhle. Seine einzelnen Bestandteile sind die Augenhäute, das Kammerwasser, der Glaskörper und die Linse.

Drei Schichten bilden die Wand des Augapfels:

Die äußere Augenhaut ist zusammengesetzt aus der vorderen Hornhaut und der hinteren Lederhaut. Die Hornhaut ist transparent und gefäßfrei. An ihrem Rand mündet sie in die weißliche Lederhaut, die aus Kollagenfasern besteht. Die Lederhaut bestimmt die Form des Augapfels und leistet dem Druck im Augeninneren Widerstand.

Die mittlere Augenhaut besteht aus der Regenbogenhaut, dem Strahlenkörper und der Aderhaut. Nach vorne hin hat sie eine Öffnung: die Pupille. Der gefärbte Teil des Augapfels wird Iris oder Regenbogenhaut genannt. Die Iris reguliert den Lichteinfall, indem sie die Pupille erweitert oder verengt. Dabei reicht der Öffnungsspielraum von zwei bis zu acht Millimetern Durchmesser. Eine starke Pupillenerweiterung wird entweder durch Dunkelheit oder durch bestimmte psychische Zustände hervorgerufen, die etwa als Folge von Drogeneinfluß oder bei einem als schön empfundenen Anblick entstehen können. Bei sehr hellem Licht oder entsprechend negativen psychischen Zuständen verengt sich die Pupille. Für Verengung und Erweiterung sind im Bindegewebe gelegene glatte Muskeln verantwortlich. Zwischen der Iris und der Aderhaut liegt der Strahlenkörper, an dessen Fortsätzen die Linse aufgehängt ist.

Die innere Augenhaut, bekannter unter dem Namen Netzhaut (Retina), spielt beim Sehvermögen die wichtigste Rolle. Bei einer Fotokamera übernimmt der Film die Funktion, die die Netzhaut beim Auge hat: eine empfindliche Schicht, auf der ein Bild aufgenommen wird, indem das Licht in Impulse übersetzt wird. Die Netzhaut besteht aus drei Schichten: den Photorezeptoren mit Stäbchen und Zapfen, den bipolaren Ganglienzellen und den multipolaren Ganglienzellen.

127 Millionen Zellen bilden die Netzhaut. 120 Millionen dieser Zellen sind sogenannte Stäbchen, die anderen sieben Millionen werden Zapfen genannt.

Die lichtempfindlichen Stäbchen können nur hell und dunkel unterscheiden, aber keine Farben. Die Aufgabe des Farben- und Formenerkennens übernehmen die Zapfen, die mehr Licht als die Stäbchen benötigen und deshalb optimal bei Tageshelligkeit arbeiten. Die Zapfen „erkennen“ die drei Grundfarben rot, grün und blau und sind damit in der Lage, ebenfalls die Mischungen aus diesen Farben zu definieren – also beispielsweise gelb aus rot und grün, indem gleichzeitig Zapfen für rot und grün aktiviert werden. Unter optimalen Bedingungen kann der Mensch zehn Millionen verschiedener Farbtöne unterscheiden. Umgekehrt beruht Farbenblindheit auf einem Defekt jenes Gens, das für die Entschlüsselung der Farbpigmente zuständig ist.

Augenmuskel

AugenmuskelVier gerade und zwei schräge Augenmuskeln machen den Augapfel beweglich. Die Muskeln arbeiten paarig: Jeweils einer balanciert den Zug des anderen aus.

Der obere und der untere Augenmuskel ermöglichen die Augenbewegung in die entsprechenden Richtungen, während der innere und äußere Augenmuskel für die Seitwärtsbewegung der Augen zuständig sind. Die beiden schrägen Muskeln ermöglichen das Rotieren des Augapfels.

Augenbrauen und Wimpern

Die Augenbrauen schützen die Augen vor Schweiß, der sich auf der Stirn bildet. Sie wachsen zehn Wochen lang und fallen dann aus, um neuen Brauen Platz zu machen. Die Wimpern schützen die Augen vor Staub und intensiver Lichteinstrahlung.

Geschützt wird das Auge vom Oberlid und vom Unterlid, die innen eine Schleimhautschicht haben. Der Lidschlag hat wie Wimpern und Brauen eine wichtige Funktion für das Auge. Bei grellem Licht oder schnellen Bewegungen schließt es sich mit Hilfe der Lider reflexartig. Dabei verteilt sich Tränenflüssigkeit aus der Tränendrüse über dem Auge, hält die Hornhaut und Bindehaut feucht und schwemmt Schmutzteilchen weg.

In der Tränenflüssigkeit ist auch ein leicht antibakterieller Wirkstoff enthalten (Lysozym), der Keime bei ihrer Ansiedlung auf der Hornhaut abtötet. Sind die Tränen von Reizstoffen oder Fremdkörpern im Auge hervorgerufen, so haben sie eine andere chemische Zusammensetzung, als wenn wir aufgrund von Trauer oder Freude weinen. Gefühlstränen enthalten 24 Prozent mehr Hormone auf Eiweißbasis, die der Körper bei seelischem Streß ausschüttet.

Dreißig kleine Drüsen – die Meibomschen Drüsen – liegen an der Innenseite der Augenlider. Sie sondern ein dickflüssiges gelbliches Sekret ab, das ein Überlaufen der Tränenflüssigkeit verhindert. Im Auge selbst wirkt diese Flüssigkeit als Schutzmittel, das das Auge befeuchtet und reinigt.

Augenfarbe

Der farbige Teil des Auges ist die Iris. Das Pigment Melanin, das auch die Tönung von Haut und Haaren bestimmt, ist verantwortlich für die Augenfarbe: Eine hohe Melaninkonzentration ergibt braune Augen (diese Menschen haben meistens auch eine dunklere Haut als andere), während ein geringerer Pigmentanteil die Iris – je nach Dosierung – grün, blau oder grau erscheinen läßt. Je weniger Melanin, desto blauere Augen hat jemand.

Gehörsinn

Mit dem Ohr nehmen wie nicht nur Töne und Geräusche wahr; es ermöglicht uns auch, das Gleichgewicht zu halten. Das Innenohr beinhaltet neben dem Gehör auch das Gleichgewichtsorgan.

Die beiden häutigen Säckchen (Saculus, Utriculus) im Vorhof enthalten Flüssigkeit und Sinneshärchen, die bei Bewegungen in der vertikalen Dimension Hoch-Tiefempfindungen auslösen. Dagegen werden Seitwärtsbewegungen und Beschleunigungen von Sinneszellen in den häutigen Bogengängen (Ductus semicirculares anterior, lateralis et posterior) registriert.

Für das Gleichgewichtsempfinden sind Sinneszellen zuständig, die von den Nervenfasern ausgehen. Der Hörnerv (Nervus cochlearis) und der Gleichgewichtsnerv (Nervus vestibularis) verbinden sich zum achten Hirnnerv.

Wenn wir hören, nimmt unser Ohr Schallwellen auf und übersetzt sie in Nervenimpulse, die das Gehirn interpretiert.

Beim Ohr werden drei Teile unterschieden: Außenohr, Mittelohr und Innenohr. Die für das Hören wichtigsten Frequenzen von 2500 bis 5000 Hertz werden im Außenohr verstärkt. Dabei erreichen die Luftschwingungen, die durch Geräusche erzeugt werden, das Trommelfell (Membrana tympani) und versetzen es in Vibrationen. Diese werden erst zum Mittelohr und von dort zum Innenohr weitergegeben. Die Schwingungen werden in Signale umgesetzt und an das Gehirn weitergegeben, das sie identifiziert und bewertet.

Das menschliche Ohr kann Lautstärken von 10 bis 140 Dezibel wahrnehmen. Sehr hohe Lautstärken sind gefährlich, weil sie – über längere Zeit – Hörschäden hervorrufen, indem die Haarzellen in der Schnecke des Ohrs zerstört werden. Risikofaktoren sind beispielsweise anhaltend laute Musik aus dem Walkman, ein Motorrad oder ein Düsenjäger.

Aussenohr

Das Außenohr ist die sichtbare, speziell geformte Hautausstülpung unseres Hörorgans mit Knorpeleinlage. Es besteht aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang, der sich etwa zweieinhalb Zentimeter ins Innere windet. Er verläuft schräg nach oben bis zum Trommelfell.

Das Außenohr ist in der Lage, die für das Hören besonders wichtigen Frequenzen von 2500 bis 5000 Hertz aufzunehmen und zu verstärken. Die Ohrmuschel sammelt die Schallwellen wie ein Trichter und ortet ihre Quellen.

Schon gewußt, daß Ohrenschmalz eine wichtige Funktion hat?

Es wird von Zellen im Gehörgang produziert und enthält Substanzen, die die Ausbreitung von Krankheitserregern im Gehörgang verhindern. Außerdem befördert es Staub nach außen und schützt den Gehörgang vor Austrocknung. Nur wenn das Ohrenschmalz sich ansammelt und hart wird, hat es nachteilige Auswirkungen: Durch die Blockierung verschlechtert sich das Gehör, und es muß eine Spülung vorgenommen werden.

Mittelohr

Das Mittelohr setzt sich zusammen aus dem Trommelfell, der Ohrtrompete und der Paukenhöhle. Sie enthält die drei gelenkig verbundenen Gehörknöchelchen: Hammer, Amboß und Steigbügel. Diese empfangen Schallwellen, verstärken sie und senden sie der Schnecke.

Das Trommelfell ist eine dünne, ovalförmige Membran, die das Außenohr vom Mittelohr luftdicht abtrennt. Es hat eine effektive Schwingungsfläche von etwa 0,65 Quadratzentimetern, die durch auftreffende Schallwellen in Bewegung versetzt wird.

Das Mittelohr ist durch die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) belüftet und mit dem Rachenraum verbunden. Dadurch bleibt der Luftdruck zu beiden Seiten des Trommelfells immer gleich hoch, so daß die Schwingungen nicht beeinträchtigt werden. Gäbe es dieses Druckausgleichsventil nicht, würde das Trommelfell sich dehnen und könnte nicht mehr schwingen. Die Eustachische Röhre öffnet sich kurzzeitig, wenn man schluckt, gähnt oder sich die Nase putzt.

Innenohr

Nachdem das Außen- und das Mittelohr die Schallwellen in mechanische Schwingungen umgewandelt haben, übersetzt das Innenohr diese Schwingungen in elektrische Nervenimpulse.

Das Innenohr, das ins Schläfenbein eingelassen ist, gleicht einem Labyrinth-Ausschnitt. Es besteht aus dem Vorhof, den drei c-förmigen Bogengängen und einem knöchernen spiralförmigen Gang, der sogenannten Schnecke. Im knöchernen Teil des Innenohrs befindet sich eine Flüssigkeit, die Perilymphe heißt, während das in diesem Teil eingeschlossene häutige Labyrinth (aus Membranen) mit einer Flüssigkeit namens Endolymphe gefüllt ist.

Schnecke

Die kleine, knöcherne Schnecke sieht tatsächlich wie eine solche aus. Sie besteht aus drei angrenzenden Gängen. Der Schneckengang enthält die häutige Schnecke und das Cortische Organ. Die Vorhoftreppe und die Paukentreppe sind die beiden Seitengänge, die an der Schneckenspitze ineinander übergehen.

Der Druck des Steigbügels bewirkt eine Wanderwelle in der Flüssigkeit. Diese Wellen laufen entlang der Vorhoftreppe durch die immer enger werdenden Windungen zur Schneckenspitze.

Über die Basilarmembran wird auch die andere Flüssigkeit im Schneckengang, die Endolymphe, angeregt und bewirkt eine Reizung des Cortischen Organs. An der Schneckenspitze gelangen die Druckwellen in den Paukengang, laufen wieder zur Basis der Schnecke zurück und erschöpfen sich schließlich am runden Fenster. Das Cortische Organ ist mit 35.000 winzigen Sinneshärchen versehen, die die Druckwellen in elektrische Nervenimpulse umwandeln. Diese Impulse werden über den Hörnerv an die Gehörregion im Gehirn weitergegeben und dort als Töne oder Geräusche interpretiert.

Geruchssinn

Durch die Nase atmen wie nicht nur ein und aus, sondern wir nehmen auch Duftstoffe auf, die unser Gehirn analysiert. Die Nasenflügel folgen einem raffinierten System der Arbeitsteilung: Sie wechseln sich alle drei bis vier Stunden ab, so daß immer nur eins der beiden Nasenlöcher riecht und atmet, während das andere eine Ruhepause hat.

Als Riechorgan verfügt die Nase über zahlreiche entsprechende Sinneszellen, die vom Riechnerv ausgehen.

Die Riechschleimhaut ist aus Basal- und Stützzellen gebildet, aus denen die Riechzellen hervorragen. Jede dieser über zehn Millionen Zellen mündet in einen Riechknopf, der von etwa fünf winzigen Riechhärchen besetzt ist. Diese sind in der Lage, gelöste Duftmoleküle aufzufangen. Wenn das geschieht, wird die Sinneszelle veranlaßt, einen Nervenimpuls zu erzeugen. Die Riechnervenfasern leiten den Impuls durch die Siebbeinplatte in den Riechkolben. Von dort werden die Geruchsreize den verschiedenen Gehirnzentren übermittelt, in denen die Gerüche bewußt wahrgenommen werden. Der Riechkolben ist ein vorgeschobener Teil des Endhirns. Er hat etwa die Größe eines Streichholzkopfes und liegt beim Siebbein. Das Siebbein, das die zentrale Schädelbasis bildet, beinhaltet winzige Öffnungen für die Fasern der Riechzellen.

Der äußere Teil der Nase besteht aus Knochen und Knorpeln. Die Nasenknochen bilden je eine Nasenhälfte und die Brücke zwischen den Augen. Die Elastizität der Nase ist durch die Nasenknorpel gegeben, die vorne innen an den Knochen anschließen.

Die beiden Nasenhöhlen werden durch die Nasenmuscheln in weitere Gänge unterteilt: die Nasennebenhöhlen. Sie liegen hinter den Augenbrauen, hinter den Wangen und im Dreieck zwischen Stirn und Nase.

Geschmackssinn

Die Zunge ist mit ihren längs und quer verlaufenden Muskelfasern sehr beweglich. Der Zungengrund ist mit dem Unterkiefer, dem u-förmigen Zungenbein und der Rachenwand verbunden. Das Zungenbändchen verbindet die Zungenunterfläche mit dem Boden der Mundhöhle.

Bei Nahrungsaufnahme lenkt die Zunge die Nahrung zu den Zähnen und kontrolliert den Zerkleinerungsprozeß. Sie mischt die zerkleinerte Nahrung und formt sie zu schluckbaren Klumpen, die sie in den Rachen befördert.

Gleichzeitig nehmen wir mit der Zunge die Geschmacksrichtungen süß, salzig, sauer und bitter wahr. Dazu dienen vier Arten von Papillen mit insgesamt 9000 Geschmacksknospen, die sich auf dem Zungenrücken befinden:

Die Fadenpapillen (Papillae filiformes) sind über den ganzen Zungenrücken verteilt. Ihre Spitzen übertragen mechanische Einflüsse auf zahlreiche Nervenenden und bilden so die Grundlage für den feinen Tastsinn der Zunge.

Die Blätterpapillen gruppieren sich in zwei Reihen an jeder Zungenseite direkt vor den Wallpapillen.

Die Pilzpapillen liegen am Zungenrand und auf der Zungenspitze.

Sieben bis zwölf warzenförmige Wallpapillen liegen im hinteren Teil der Zunge.

Die Geschmacksknospen der Papillen enthalten 30-80 Rezeptorzellen. Diese nehmen über die Geschmacksporen Kontakt zur Oberfläche auf. Die Rezeptorzellen wandeln „Geschmack“ in elektrische Impulse um und leiten diese weiter an die Enden von sensorischen Nervenfasern im Zungenkörper. Über den 7. und 9. Hirnnerv gelangen die Impulse zum Gehirn.

Der Geschmack „süß“ wird vornehmlich von der Zungenspitze wahrgenommen, „salzig“ und „sauer“ von den Zungenrändern und „bitter“ vom hinteren Teil der Zunge. Die Geschmacksknospen für „bitter“ sind 10.000mal empfindlicher als jene für „süß“; auf diese Weise können die meist bitteren giftigen Substanzen besonders schnell wahrgenommen werden.

Mit zunehmendem Alter schrumpfen die Geschmacksknospen und verringern damit die Fähigkeit zur Geschmackswahrnehmung.

Tastsinn

Die Haut gibt uns die Fähigkeit, Berührungen, Druck, Spannung und Temperaturunterschiede wahrzunehmen. Die Rezeptoren für diese Empfindungen liegen in der Oberhaut und in der Lederhaut.

Druck und Berührung werden von zwei Rezeptorentypen wahrgenommen. Die paccinischen Körperchen übermitteln großfläche Berührungen und Druck, die merkelschen Scheiben reagieren auf genau lokalisierte Berührungen. Durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Berührungs- und Druckrezeptoren können Intensität, Dauer und Bereich der jeweiligen Berührung genau bestimmt werden.

Wärmerezeptoren (Ruffinische Endbüschel) und Kälterezeptoren (Krausesche Endkolben) ermöglichen die Temperaturempfindung. Sie registrieren die Temperatur an der Hautoberfläche und leiten die Werte über das Rückenmark (Medulla spinalis) m Hypothalamus. Erwärmung durch Umverteilung des Blutstromes beziehungsweise Abkühlung durch Schwitzen regulieren anschließend die Körpertemperatur.

Aufbau der Haut

Die Haut ist das größte Organ des Menschen: eine wasserdichte, feste, gepolsterte Schicht, die vor Einwirkungen wie Hitze, Kälte, Sonne und Keimen schützt.

Trotzdem bildet sie keine undurchdringliche Wand, sondern nimmt Wärme auf und gibt sie ab, transportiert Wasser und darin gelöste Körpersubstanzen nach außen, nimmt fettlösliche Stoffe auf und atmet. Haut ist auch das Sinnesorgan, über das wir unsere Umwelt ertasten, um uns in ihr zurechtzufinden. Die Hautdecke besteht aus drei Schichten. Die Fläche der Haut eines erwachsenen Menschen beträgt durchschnittlich zwei Quadratmeter und wiegt vier Kilogramm.

Die Oberhaut ist aus mehreren Zellschichten zusammengesetzt. Ihre unterste Schicht nennt man Mutterzellschicht oder Basalzellage. Hier entstehen durch kontinuierliche Teilungsvorgänge immer neue Zellen. Sie wandern an die Oberfläche der Haut, sterben ab und werden zu kleinen, kaum sichtbaren Hornschuppen. Auf diese Weise „häuten“ wir uns ständig; die Haut bildet sich also immer neu. Eine Zelle existiert vier Wochen lang, bevor sie an der Hautoberfläche abgestoßen wird. Der Oberhaut paßt sich die darunterliegende Lederhaut exakt an. So entstehen verzahnte Furchen. Am deutlichsten sind solche Furchen bei einem Fingerabdruck zu erkennen.

Als mittlere der drei Hautschichten ist die Lederhaut (Dermis) durchsetzt von vielen Schweiß-, Talg- und Duftdrüsen, Haarfollikeln, Blutgefäßen und Sinneszellen, mit denen wir die Umwelt ertasten. Unsere Haut (Cutis) ist gleichzeitig stabil und elastisch. Die Ursache dafür liegt in den Faserproteinen Kollagen und Elastin, aus denen die Lederhaut zu einem großen Teil zusammengesetzt ist. Im Laufe des Lebens zerfallen diese Faserproteine: Wir bekommen Falten und Runzeln.

Unterhaut besteht aus Fettgewebe und ist in ihrer Dicke von der Energie – also von unserer Ernährung – abhängig. Bei einem gut genährten Menschen hält sie Fettreserven bereit, dient damit als Wasserspeicher, „Polsterkissen“ und schützt vor Unterkühlung.

Setzen wir unsere Haut intensiver Sonnenbestrahlung aus, so bildet sie ein braunes Pigment: Melanin. Bis zu einem gewissen Grad schützt es die Haut vor den ultravioletten Strahlen. Damit läßt sich auch die variierende Hautfarbe von Menschen in den unterschiedlichen Regionen der Welt erklären.

Wo die Sonne länger und intensiver strahlt – beispielsweise in Afrika – hat sich über viele Generationen hinweg ein dunklerer Hauttyp durchgesetzt als etwa in den klimatisch gemäßigteren europäischen Breiten: Je höher der Anteil des Pigments Melanin ist, das für die Hautfarbe zuständig ist, desto besser ist die Haut vor Sonne geschützt.

Sommersprossen und Leberflecken sind das Resultat von punktuellen Pigmentanhäufungen. Menschen, denen das Pigment Melanin vollkommen fehlt, werden Albinos genannt: Haut, Haare und Augen sind farblos, nur die Blutgefäße schimmern an manchen Körperstellen rosa durch die Haut.

Haare

Überall am menschlichen Körper wachsen Flaumhärchen oder Haare. Ausgenommen sind nur die Handflächen, Fußsohlen und Lippen. Auf dem Kopf, über den Augen (Orbitae), in den Achselhöhlen und im Genitalbereich wachsen die Haare dick, lang und kräftig, während sie bei den anderen Körperteilen als feine, kurze Flaumhaare ausgebildet sind.

Haare bestehen wie Nägel aus totem Keratin-Gewebe. Sie werden in röhrenartigen Einbuchtungen der Haut – Haarfollikeln – gebildet. Jeweils eine Talgdrüse, die in einem Haarfollikel mündet, hält das Haar durch Einfettung geschmeidig.

Wer friert oder Angst hat, dem „stehen die Haare zu Berge“ – so, wie unsere frühen Vorfahren bei Gefahr ihren Pelz gesträubt haben. Schuld daran sind die Muskeln unterhalb der Haarfollikel, die bei Angst oder Kälte durch ihr Zusammenziehen eine „Gänsehaut“ erzeugen. Jeder Mensch besitzt ungefähr 5 Millionen Haarbalgdrüsen – davon nur etwa 120.000 auf dem Kopf. Unser Kopfhaar wächst etwa 1,20 Zentimeter im Monat und fällt nach drei Monaten aus. Das Schneiden der Haare hat keinen Einfluß auf die Wachstumsgeschwindigkeit. Die 50 bis 100 Haare, die wir täglich verlieren, werden ständig ersetzt.

Nägel

Die Nägel an unseren Fingern und Zehen sind – wie das Haar – totes Gewebe, das aus einem verhärteten Protein besteht: der Hornsubstanz Keratin.

Der sichtbare Teil des Nagels heißt Nagelkörper; die Nagelwurzel ist dahinter in der Hautfalte verborgen.

Unter dem Nagel liegt das Nagelbett. Hier teilen sich die Zellen, verhornen, sterben ab und werden so zum Bestandteil des Nagels. An einem Tag wachsen die Nägel um ungefähr 0,1 Millimeter, in einem Monat also etwa drei Millimeter.

Drüsen

Drüsen produzieren Flüssigkeit, die der Körper braucht, um seine Funktionen auszuüben. Manche Organe sind Drüsen, so zum Beispiel die Leber und die Nebennieren. Daneben gibt es auch winzige Drüsen wie Schweißdrüsen, Schleimdrüsen oder Speicheldrüsen.

Man unterteilt die Drüsen im menschlichen Körper in zwei Gruppen: endokrine (mit innerer Sekretion) und exokrine (mit äußerer Sekretion). Während endokrine Drüsen Hormone in den Körper abgeben, sondern die exokrinen – zum Beispiel Speichel- oder Schweißdrüsen – ihre Produkte über Kanäle nach außen oder in Körperhöhlen ab. Als einzige Körperdrüse übernimmt die Bauchspeicheldrüse sowohl endokrine als auch exokrine Funktionen.

Schweißdrüsen

Die Lederhaut enthält zwei Arten von Schweißdrüsen: ekkrine und apokrine. Schweiß besteht hauptsächlich aus Wasser, ferner aus Salzen und Abfallstoffen, die durch das Schwitzen aus dem Körper ausgeschieden werden. Bei großer Körpererwärmung, zum Beispiel an heißen Sommertagen, produzieren die Drüsen an einem Tag bis zu fünf Liter Schweiß. Das dabei auftretende Durstgefühl sorgt dafür, daß wir daran denken, den Flüssigkeitsverlust durch Trinken auszugleichen.

Der Schweiß hat auch die Funktion, unsere Körpertemperatur konstant zu halten – nämlich bei etwa 37° Celsius. Durch körperliche Anstrengung oder bei hohen Außentemperaturen erwärmt sich der Körper stark. Die etwa drei Millionen Schweißdrüsen überziehen ihn dann mit Feuchtigkeit, die die Körperoberfläche beim Verdunsten kühlt und so vor Überhitzung schützt.

Ekkrine Schweißdrüsen gibt es überall auf der Haut, ausgenommen auf den Lippen (Labia oris) und auf kleinen Regionen der äußeren Genitalien. Sie werden vom autonomen Nervensystem und von Hormonen gesteuert und sind dafür verantwortlich, daß wir Schweiß absondern, wenn es uns sehr warm ist oder wenn wir aufgeregt oder nervös sind.

Mit Einsetzen der Pubertät entwickeln sich die apokrinen Drüsen. Sie befinden sich im Bereich der Achselhöhlen, der Brustwarzen und in der Leistenregion. Durch hormonelle Steuerung sondern sie ein milchiges, dickflüssiges Sekret ab. Es verleiht jedem Menschen seine eigene charakteristische „Duftnote“, die in sexueller Hinsicht eine wichtige Rolle spielt: Ein bestimmter, individueller Körpergeruch kann einen anderen Menschen stark anziehen oder abstoßen – daher die Formulierung, daß zwei „sich nicht riechen können“. Das florierende Geschäft mit diversen Parfüms zeigt, was für eine wichtige Rolle der Körpergeruch im zwischenmenschlichen Umgang spielt.

Talgdrüsen

Die meisten Talgdrüsen (Glandula sebacea) – Zellen, die Talg (Sebum) absondern – befinden sich am Kopf, im Gesicht, auf der Brust und auf dem Rücken.

Der Talg hat die Funktion, Haut und Haare durch stetiges Einfetten geschmeidig und widerstandsfähig zu halten. Bei manchen Jugendlichen kommt es in der Pubertät wegen der hormonellen Umstellung oft zu einer Überaktivität der Talgdrüsen, die nun überschüssiges Fett produzieren und dadurch verstopfen: Es entstehen Pickel und Mitesser (Komedonen), die bei aller Seife und sämtlichen kosmetischen Tricks einfach nicht verschwinden wollen, bis diese Phase wieder vorüber ist.