Auch die Therapie mit Eis (Kryotherapie) ist keine Erfindung dieses Jahrhunderts. Schon in den Aphorismen von Hippokatres ist von der therapeutischen Nutzung von Schnee und Eis die Rede. Aber auch heute noch ist die Verwendung von Kälte und Eis vor allem in der Rheumatologie, Orthopädie und der Sportmedizin nicht mehr wegzudenken. Kälteanwendungen entziehen dem Körper bzw. Körperstellen die Wärme und bewirken einiges: die Blutgefässe zusammen und die Muskulatur spannt sich kurz an.
Schmerzen verschwinden mehr oder weniger, da die für den Kältereiz zuständigen Nerven ihre Impulse schneller an das Gehirn schicken als die schmerzleitenden Nervenbahnen (allerdings: ist eine Körperteil zu stark unterkühlt, wird weder Schmerz noch Kälte empfunden). Kälte lässt das Herz schneller schlagen, damit die Kerntemperatur des Körpers nicht absinkt. Sie stillt Blutungen und hilft gegen Schwellungen und Ödeme. Kälte hemmt vorübergehend die Tätigkeit der Drüsen und regt die Darmtätigkeit an. Der Wechsel von Kälte und Wärme unterstützt das Kreislaufsystem.
Bei welchen Beschwerden hilft die Kältetherapie?
Kalte Güsse, Wassertreten, Eisspray oder Eismassage und das Auflegen von Kältepackungen mit Eis oder industriell angefertigtem Gelee: Es gibt zahlreiche Anwendungsformen, die bei der Kryotherapie zur Verfügung stehen.
Die Kältetherapie sollte nur durchgeführt werden, wenn der Körper gut durchwärmt ist und die Raumtemperatur nicht unter 20°C ist. Vor der Behandlung müssen Blase und Darm entleert werden. Nach der Behandlung muss sich der Körper mittels Wärmeflasche oder Bewegung wieder aufwärmen.
Kälte hilft vor allem bei rheumatischen Erkrankungen, akute Lumbago, bei neurologischen Erkrankungen (wie z. B. Migräne, Trigeminus Neuralgie, Multiple Sklerose, Poliomyelitis, spastische Hemi- und Paraparesen) sowie bei akuten Entzündungen, Prellungen, Luxationen, Knochenbrüchen, Weichteilverletzungen und Verletzungen des Band- und Gelenkapparates.
Welche Risiken können bei der Kältetherapie auftreten?
Wenn Eispackungen oder industriell gefertigte Kühlpackungen zu lange auf der Haut bleiben, kann sie erfrieren. Deshalb sollte die direkte Kälteeinwirkung vermeiden und zwischen Haut und Eispackung immer ein Tuch legen.
Kälteanwendungen sollten bei Patienten mit akuten Infektionserkrankungen (besonders der Harnwege) und schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht durchgeführt werden. Wenn sich die Haut während der während der Anwendung nicht rötet oder weiß wird, und der Patient zu frösteln anfängt, sollte er sich sofort wieder aufwärmen. Eine ärztlich verordnete Kältetherapie wird von den Krankenkassen übernommen.