Alles soll perfekt sein, das ist „das erste Mal“! Laura brennt vor Aufregung. Zusammen mit Stephan hat sie den Termin für diese Nacht festgelegt. Ihre Gefühle spielen verrückt, wenn sie an den heutigen Abend denkt. Vorfreude, Angst, Euphorie, Panik – von allem etwas.
Eine Ungewissheit, mit der viele Jugendliche zu kämpfen haben…
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
In einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wurden rund 3000 Mädchen und Jungen zwischen 14 und 17 Jahren sowie 30.000 Eltern zum Thema Sexualität befragt. Jeder zehnte Junge und jedeselfte Mädchen hat bereits schon mit 14 Jahren zum ersten Mal Geschlechtsverkehr (Koitus) gehabt. 45% der Mädchen und 36% der Jungen haben ihr „Erstes Mal“ vor 17 bereits erlebt. Wann aber nun der richtige Zeitpunkt ist, muss letztendlich jeder einzelne für sich selbst beantworten. Heutzutage werden Jugendliche etwa zwei Jahre früher geschlechtsreif als es noch 1950 der Fall war. Verglichen mit der vorherigen Generation ist Sex für junge Menschen schon viel früher ein Thema.
Die Erfahrung macht´s
Die meisten Mädchen gehen nicht leichtfertig mit irgendeinem Jungen ins Bett. Lediglich jede 20te zwischen 14 und 17 Jahren erfährt ihr erstes Mal mit einem Jungen, den sie gerade eben kennen gelernt hat, so die Jugendzeitschrift Bravo. Gleichaltrige Jungen sehen das jedoch ganz anders: Für jeden sechsten ist das erste Mal nicht mehr als ein One-Night-Stand. Weiter zeigt sich, dass fast jedes fünfte Mädchen ihr erstes Mal am liebsten rückgängig machen würde, weil zu wenig Zärtlichkeit und Romantik von Seiten des Jungen zu spüren war. Jungen scheinen dagegen positivere Erlebnisse zu machen: Nur jeder 30. der Befragten bedauert sein erstes Mal!
In einer neuseeländischen Studie befragte man ca. 1000 Männer und Frauen des Jahrgangs 1972/73 nach den Umständen beim „ersten Mal“ und über ihre Wahl des Zeitpunktes. 62% der Frauen sind der Meinung, dass der Zeitpunkt zu früh war. Bei den Frauen, die ihren ersten Geschlechtsverkehr vor 16 Jahren erlebten, lag die Quote gar bei 70%.
Allerdings sehen mehr als die Hälfte der Männer den Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs rückblickend als richtig gewählt an. Beide Geschlechter ließen sich dabei am häufigsten von ihrer Neugier treiben. Während Männer doch eher einfach „ihre Unschuld verlieren“ wollten, gaben Frauen an, „verliebt“ gewesen oder „von ihren Gefühlen mitgerissen“ worden zu sein. Doch bei Frauen, die vor ihrem 16. Lebensjahr ihr erstes Mal erlebten, war weniger Verliebtheit als doch eher das „Abgucken“ von sexuell aktiven Gleichaltrigen der Grund.
Ein Teil der Männer hatten ihre Partnerin gerade erst kennen gelernt. Andere wiederum waren beim ersten Verkehr in keiner festen Partnerschaft. Leicht betrunken gewesen zu sein, erklärten 10% beider Geschlechter. Die Mehrheit der Männer gaben an, dass beide Partner freiwillig und mit gegenseitigem Einvernehmen den ersten Geschlechtsverkehr miteinander erlebten. Wesentlich mehr Frauen (7%) als Männer (0,2%) berichteten, zum ersten Sex gezwungen worden zu sein. Die offene Bereitschaft von beiden Seiten nahm mit höherem Alter zu.
Frust statt Lust?
„Das erste Mal“ stellt nicht für jeden das große, berauschende und erregende Ereignis dar, wie es oft in der Phantasie ausgemalt wurde. Es ist der Beginn Sexualität zu erleben: Das gegenseitige intime Kennenlernen, das Sich-aufeinander-Einspielen, das Erleben, was schön ist, was erregt und stimuliert. Die Angst beim Sex zu versagen, etwas „falsch“ zu machen, atemlose Spannung, ob es „klappen“ wird, setzt viele Jugendliche unter Druck – nicht zuletzt durch beindruckende Erzählungen der Freunde, durch Filme oder Zeitschriften.
Dadurch bleiben Enttäuschungen und kleine „Pannen“ auch nie gänzlich aus. Körperliche Schmerzen, Nervosität, Angst, Ungewissheit, Stress, zu wenig Zärtlichkeit und Gefühl gehören oft zu der Erfahrung beim ersten Sex von jungen Menschen dazu. Doch abgesehen von den „Schwierigkeiten“, dem Gefühlschaos beim ersten Mal, kann die Sexualität gerade in einer Partnerschaft immer wieder aufs Neue spannend und aufregend sein.
Laut einer Auswertung der Jugendzeitschrift „Bravo“ erleben 59% der Mädchen ihr erstes Mal als sehr schön, allerdings 16% als eher unangenehm. 12% sehen darin nichts Besonderes und 11% verspüren dabei ein schlechtes Gewissen.
75% der Jungen hingegen empfinden den ersten Geschlechtsverkehr als sehr schön, und 3% erleben ihn als unangenehm. Für 11% ist es doch eher nichts Besonderes und 8% der Jungen tun es mit einem schlechten Gewissen
Am Anfang war die Verhütung …
Während noch 1980 nur 71% der Jungen und 80% der Mädchen an Verhütung dachten, treffen Jugendliche heutzutage verstärkt Vorsorge, so zumindest das Ergebnis einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). 89% der Mädchen und 84% der Jungen zwischen 14 und 17 Jahren verwenden beim ersten Geschlechtsverkehr Verhütungsmittel:
Mädchen verhüten beim 1. Mal | Jungen verhüten beim 1. Mal |
mit Kondom 66% | mit Kondom 56% |
mit der Pille 25% | mit der Pille 22% |
mit anderen Methoden 12% | mit anderen Methoden 8% |
gar nicht 8% | gar nicht 16% |
mit Cremes, Zäpfchen o.ä. 3% | mit Cremes, Zäpfchen, o.ä. 2% |
Die Zahl der Jugendlichen, die ungeschützt zum ersten Mal sexuell aktiv sind, ist dennoch zu hoch: 16% der Jungen und 8% der Mädchen bzw. jedes zwölfte Mädchen und jeder sechste Junge treffen beim ersten Mal keine Vorsorge zur Schwangerschaftsverhütung. Immerhin jedes vierte Mädchen und jeder dritte Junge spricht nicht offen über Empfängnisschutz, sondern verlässt sich dabei auf den Partner. Im Jahr 1997 wurden in Deutschland 347 Mädchen unter 16 Jahren Mütter, das geht zumindest aus den Angaben des Berufsverbandes der Frauenärzte hervor.
Die Studie zeigt auch, dass Jugendliche doch eher an Verhütung denken, wenn im Elternhaus frühzeitig darüber gesprochen wurde. Bei dem Anteil der Teenager, die rechtzeitig von ihren Eltern aufgeklärt wurden, stieg die Verhütungsrate um die Hälfte an; Das Wissen in punkto Sexualität scheint aber trotzdem bei vielen der Jugendlichen lückenhaft.
Eine vom Emnid-Institut durchgeführte Befragung von jeweils 1500 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren bestätigte diesen Sachverhalt: Neben den Eltern – vor allem die Mutter spielt für 69% der Mädchen die wichtigste Rolle – , tragen Freunde oder Partner, Lehrer und Ärzte, besonders aber die Jugendmagazine wesentlich zur Aufklärung bei.
Eine in Dachau/bei München ausgewertete Studie hat folgendes gezeigt: Bis 1998 waren es häufiger Jungen, die von Sex-Hotlines Gebrauch machten. Doch bis heute sind es mehr Mädchen, die zum Aufklärungstelefon greifen. Zahlenmäßig liegen die meisten weiblichen Anrufer zwischen 14 und 15 Jahren, bei den Jungen sind es vermehrt die 15- bis 17jährigen. Untersuchungen ergaben, dass die Fragen der Mädchen bevorzugt nach Themen wie z.B. Menstruation, Körpergewicht und ganz besonders Empfängnisverhütung ausgerichtet sind; so kreist das Interesse der Jungen vorrangig um Bereiche wie Masturbation und ersten Geschlechtsverkehr, in der Studienauswertung zusammengefasst unter dem Oberbegriff „Lust“. Schwangerschaftsverhütung mit ihren zahlreichen Verhütungsmethoden scheint der Mehrheit der Jungen nicht allzu wichtig zu sein.