In den Nachkriegsjahren, vor allen in Flüchtlingsheimen und Gefangenenlagern, war das Wort Typhus besonders gefürchtet und mit Ängsten belegt. Oftmals bedeutete es das Todesurteil. Inzwischen hat diese bakterielle Infektionskrankheit bei uns ihren Schrecken weitgehend verloren. In Deutschland wurden im Jahre 2000 nur noch etwa 100 Erkrankungen gemeldet. Nur einer von etwa 100 Erkrankten verstirbt dank der modernen Behandlungsmöglichkeiten mit Antibiotika. Dennoch: Typhus ist weltweit keineswegs ausgerottet. Experten sprechen daher von einer „Importkrankheit“, da die Erkrankungsfälle in der Regel (etwa 80% der Erkrankungsfälle) durch Reisende aus anderen Ländern eingeschleppt werden.
Wie äußert sich die Krankheit?
Oftmals hört man, dass sich Typhus vor allem durch schwere Durchfälle zu erkennen gibt. Das stimmt nur zum Teil. Typhus ist eine schwere Allgemeininfektion. Besonders kennzeichnend ist das stufenförmig ansteigende Fieber bis zu 40°, wobei – anders als bei sonstigen Fieberschüben – der Herzschlag nicht beschleunigt wird und die Pulsfrequenz relativ niedrig bleibt. Begleitet wird das Fieber vor allem von starken Kopfschmerzen, Benommenheit und Schwindel. Diese Symptomatik ist übrigens sogar der Namensgeber der Krankheit, denn „Typhos“ bedeutet griechisch „Nebel“.
Die Typhusbakterien verbreiten sich im ganzen Körper und können die verschiedensten Organsymptome auslösen, beispielsweise eine Herzmuskelentzündung, eine Hirnhautentzündung, Bronchitis oder gar Lungenentzündung, Thrombosen u.a.m. Typisch sind auch starke Bauchschmerzen. Zunächst kommt es zumeist nicht zu Durchfällen, sondern oft erst zur Verstopfung und starken Blähungen. In der zweiten bis dritten Krankheitswoche bilden sich dann – ohne antibiotische Behandlung – zu Geschwüre im Darm, und es treten schwere Durchfälle auf, die wegen ihres gelblichen Aussehens als „erbsbreiartig“ beschrieben werden. Es können auch Darmblutungen hinzukommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Darmgeschwüre in die Bauchhöhle durchbrechen können und zu einer eitrigen Bauchfellentzündung führen. Es ist folglich eine durchaus schwere Krankheit, die jedoch bei guter Vorbeugung und rechtzeitiger Behandlung beherrschbar ist.
Wie kann man sich auf Reisen vor Typhus schützen?
Da die Typhusbakterien (Salmonella typhi) zumeist durch Verzehr von mit Typhuserregern verunreinigten Nahrungsmitteln und Getränken übertragen werden oder von infizierten Personen (auch ohne Erkrankungszeichen, sogenannte Dauerausscheider) stammen, ist das Einhalten von Hygienenormen das Wichtigste (keine ungekochten oder ungeschälten Nahrungsmittel verzehren; Vorsicht vor Speisen, die in hygienisch zweifelhafter Umgebung zubereitet wurden; sorgfältiges Händewaschen etc.; s.a. Hepatitis A).
Eine Typhus-Impfung empfiehlt sich bei Reisen unter einfachen Bedingungen (Trekking; Camping) in Länder mit unzureichendem Hygienestandard. Hierfür steht seit vielen Jahren eine Schluckimpfung zur Verfügung. Die Impfung erfolgt durch Schlucken je einer Kapsel an den Tagen 1, 3 und 5. Die Schutzdauer wird mit drei Jahren angegeben. Da es sich um einen bakteriellen Lebend-Impfstoff mit abgewandelten Erregern handelt, sollte die Einnahme nicht während einer Antibiotikatherapie oder einer Malariaprophylaxe erfolgen. Seit einigen Jahren steht auch ein anderer Impfstoff zur Injektion Verfügung. Für Erwachsene und Kinder ab 2 Jahren genügt eine einmalige Impfdosis. Die Schutzwirkung beträgt ebenfalls drei Jahre. Beide Impfstoffe unterscheiden sich nicht wesentlich hinsichtlich ihrer Schutzrate (etwa 60 %) und Verträglichkeit.
Wann sollte ein Arztbesuch erfolgen?
Das Auftreten von plötzlichem Fieber während oder nach einer Tropenreise muss immer Anlass für einen klärenden Arztbesuch sein. Der Versuch einer Selbstdiagnose ist abzulehnen, denn es kann – wird der Typhus nicht rechtzeitig erkannt – zu zahlreichen Ansteckungen kommen.
Die Behandlung wird von Arzt mit wirksamen Antibiotika und mit einer dosierten Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr erfolgen. Eine Isolierung der Patienten (Krankenhaus) ist notwendig. Nach dem Abklingen der Symptome wird durch Stuhlproben geprüft, ob auch keine Typhusbakterien mehr ausgeschieden werden.
Hinweis:
Der sogenannte Paratyphus ist ein weiteres bakterielles Krankheitsbild, das dem Typhus gleicht, aber leichter und kürzer verläuft. Gegen diese Krankheit wirkt die Typhusimpfung nicht, auch nicht gegen andere sogenannte Salmonellosen (bakterielle Lebensmittelvergiftungen).