Tetanus & Co.: Gefahr aus kleinen Wunden

Der Tetanus, der Wundstarrkrampf, zählt bei uns zu den fast vergessenen Krankheiten. In Deutschland rechnet man pro Jahr mit etwa 10 Erkrankten. Vor allem sind das ältere Menschen ohne ausreichenden Impfschutz. Aber weltweit rechnet man jährlich mit weitaus mehr als einer Millionen Todesfällen an Tetanus!

Was im unmittelbaren Umfeld selten ist, verliert an Aufmerksamkeit. Der Impfschutz mit dem sehr zuverlässig wirksamen Tetanus-Toxoid hat der Krankheit bei uns den Schrecken genommen. Die Folge: Die Notwendigkeit der Impfung wird unterschätzt. Es wächst die Zahl der Ungeimpften. Bei Erwachsenen lässt die Wirkung der Impfungen aus dem Kindesalter nach. Auffrischungsimpfungen werden viel zu selten in Anspruch genommen. Eine Urlaubsreise könnte der Anlass sein, diesen Schutz zu aktualisieren.

Wundstarrkrampf – ein Problem von gestern?

Die internationalen Zahlen belegen aber, dass keineswegs bereits Entwarnung gegeben werden kann. Tetanus ist auch heute noch ein großes medizinisches Problem in der Welt, vor allem in den Entwicklungsländern. Ein besonderes Risiko stellen für Menschen mit fehlendem oder unzureichendem Impfschutz Reisen in ländliche Urlaubsregionen bzw. Abenteuerurlaube aller Art dar. Bei Wanderungen können kleine Hautrisse oder Blasen an den Füßen den sehr widerstandsfähigen Dauerformen (Sporen) der Tetanuserreger als Eintrittspforte dienen. Beim Toben und Spielen verletzt man sich leicht, ohne diese kleinen Wunden ernst zu nehmen. Stets können durch sie aber Wundstarrkrampfbakterien in den Körper eindringen.

Was ist Wundstarrkrampf?

Der Wundstarrkrampf ist eine schwere bakterielle Erkrankung. Tetanussporen, das sind sehr widerstandsfähige Dauerformen der Tetanusbakterien, kommen überall, vor allem in gedüngter Erde und im Staub vor. Dringen sie bei einer Verletzung in den Organismus ein, vor allem in tiefe Wunden ohne Luftkontakt, so können diese Sporen auskeimen und sich – ohne Sauerstoff – vermehren. Dabei produzieren sie ein starkes Nervengift, das die Muskulatur und die Nerven sehr überempfindlich macht. Kleinste Reizen können zu sehr schmerzhaften Muskelkrämpfen führen. Die Krämpfe können so heftig sein, dass sogar Knochen brechen. Wird die Atemmuskulatur befallen, so droht ohne künstliche Beatmung der Erstickungstod.

Der Tetanus ist bei uns selten geworden, aber noch nicht ausgerottet. Es kommen in jedem Jahr noch immer Dutzende von Fällen vor. Ist er ausgebrochen, ist die Therapie schwierig. Todesfälle sind nicht selten.

Was kann man vorbeugend tun?

Die Antwort ist einfach: Jeder Erkrankungsfall wäre (auch im Urlaubsland) vermeidbar, wenn ein ausreichender Impfschutz vorhanden ist.

Der Impfschutz ist die einzige sinnvolle Möglichkeit, sich gegen diese Infektion schützen zu können. Wohl niemand wird wegen einer kleinen Schnittwund beim Strandspaziergang, bei einer Kratzwunde oder einen kleinen Tierbissverletzung, einer „harmlosen“ Hautverletzung auf dem Zeltplatz oder beim Klettern, bei einer kleinen Verbrennung oder ähnlichen banalen Verletzungen gleich ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen. Die kleinen Wunden sind daher die große Gefahr, denn große Wunden werden in der Regel ärztlich versorgt.

Zu raten ist daher vor Antritt der Urlaubsreise:

  • Kontrollieren Sie den Impfausweis Ihrer mitreisenden Kinder. Sind die Tetanusimpfungen verabreicht worden? Der Impfkalender (Stand 2001) sieht vor, dass im Rahmen einer Dreifachimpfung gegen Diphtherie, Keuchhusten und Wundstarrkrampf 4x im ersten und zweiten Lebensjahr geimpft wird. Dann erfolgt eine Auffrischungsimpfung (evtl. gemeinsam mit einem Diphtherie-Impfstoff) zu Schulbeginn und zum Schulabschluss. Erwachsene sollten alle 10 Jahre oder bei Verletzungen eine Auffrischungsimpfung erhalten.
  • Überprüfen Sie, wann Sie selbst zuletzt eine Tetanusimpfung erhielten. Lassen Sie möglichst vor Reiseantritt die Impfung bei Ihrem Arzt auffrischen, wenn sie länger als 10 Jahre zurückliegt.
  • Verweigern Sie bei Ihren Kindern nicht als „Impfgegner“ diese Impfung, denn sie hat zweifellos schon vielen Tausenden von Menschen das Leben gerettet.

Außerdem gelten am Urlaubsort einige Vorsichtsmaßnahmen als zusätzliche Sicherung:

  • Seien Sie besonders vorsichtig bei verschmutzten, tieferen Wunden (z.B. Stichwunden). Derartige Wunden, deren Wundränder sich rasch schließen, bieten ideale Wachstumsbedingungen für Tetanus-Sporen!
  • Kleine Wunden sollten Sie möglichst etwas „ausbluten“ lassen und nicht sofort mit einem festem Verband verschließen.
  • Hören Sie nicht auf Ratschläge, dass man kleine Stichwunden gründlich auswaschen oder aussaugen sollte. Das kann die Bakterien noch zahlreicher und weitaus tiefer in das Gewebe hineinpressen. Nur die Wundumgebung vom ist vom Schmutz zu säubern. Die Wundregion kann man desinfizieren, was aber bei tiefen Wunden sinnlos ist.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?

Schwillt die verletzte Stelle nach zwei bis acht Tagen stark an, rötet sich und wird schmerzhaft, treten Schluckbeschwerden, Kiefersperre oder allgemeine Muskelschmerzen auf, dann ist unbedingt ein Arzt zu Rate zu ziehen. Selbstverständlich gilt das auch für den Fall, dass die Krankheit bereits ausgebrochen ist und heftige Muskelkrämpfe (z.B. ein „Krampflachen“, d,h, eine lächelnde Grimasse trotz krampfbedingter Gesichtsmuskelschmerzen oder auffallende Muskelsteifigkeit) auftreten. Durch Krämpfe der Atemmuskulatur droht Erstickungsgefahr. Das sind dann Notfälle, die umgehend ärztliche Notversorgung benötigen.

Tipp:
Suchen Sie mit Bisswunden und Hautquetschungen immer einen Arzt vor Ort zur Wundreinigung und ggf. Tetanusimpfung auf, denn Vorsicht kann viel Leid ersparen.