Fortpflanzungsorgane sind die inneren und äußeren Geschlechtsorgane (Genitalien) und die Keimdrüsen, also beim Mann die Hoden und bei der Frau die Eierstöcke.
Die Keimdrüsen reifen während der Pubertät unter der Steuerung von Hormonen der Hypophyse heran. Derselbe Hormonfluß bewirkt in den Keimdrüsen die Bildung der Geschlechtshormone: Testosteron und Androgene beim Mann, Progesteron und Östrogene bei der Frau.
Fortpflanzung
Geschlechtsorgane ermöglichen die Entstehung von neuem menschlichem Leben. In den weiblichen Eierstöcken reift jeden Monat eine Eizelle heran. Die männlichen Hoden produzieren Samenzellen, die beim Geschlechtsakt über die Samenleiter und den Penis des Mannes in die Scheide (Vagina) der Frau gelangen. Hier treffen sie auf das Ei in der Gebärmutter (Uterus). Eines der Spermien dringt in das Ei ein und befruchtet es.
Nur wenige der Samenzellen dringen bis in den Eileiter (Tuba uterina) vor, wo nach dem Eisprung das reife Ei vier bis fünf Stunden lebensfähig bleibt. Die Vereinigung mit einer Samenzelle (Empfängnis) ist also nur in den ersten Stunden nach dem Eisprung möglich.
Befruchtung
Bei der Befruchtung dringt eine Samenzelle in die Eizelle ein, und ihre jeweiligen Kerne verschmelzen zu einem gemeinsamen Kern. Die befruchtete Eizelle verfügt damit über den vollständigen Satz von 46 Chromosomen und beginnt nun mit der Zellteilung. Sie wandert vom Eileiter in die Gebärmutter und nistet sich dort ungefähr am sechsten Tag nach der Empfängnis an der Hinterwand des Gebärmutterkörpers ein. Der Mutterkuchen (Placenta), der sich anschließend bildet, ermöglicht den Kontakt des Embryos – wie das Ungeborene in den ersten acht Wochen nach der Befruchtung genannt wird – mit den mütterlichen Blutgefäßen. So kann ein Stoffaustausch stattfinden, indem das mit Sauerstoff und Nährstoffen angereicherte Blut über die Nabelvene zugeleitet wird, während zwei Nabelarterien das fötale Blut über die Nabelschnur zum Mutterkuchen transportieren. Damit ist die Ernährung des Fötus (Bezeichnung ab der achten Schwangerschaftswoche) während der Schwangerschaft gewährleistet. Mit zehn Wochen ist der Fötus etwa 18 Zentimeter lang, und mit neun Monaten wiegt das Baby meistens schon mehr als drei Kilogramm.
Bei den zum Verwechseln ähnlichen Zwillingen hat sich ein einziges von einer Samenzelle befruchtetes Ei in zwei Embryos geteilt, während die verschieden aussehenden Zwillinge aus zwei Eiern stammen, die von zwei Samenfäden befruchtet wurden.
Empfängnisverhütung
Als Empfängnisverhütung bezeichnet man verschiedene Methoden, die verhindern, daß sich bei der Frau eine Schwangerschaft einstellt. Am sichersten und meisten verbreitet ist die Verhütung durch die verschreibungspflichtige Antibabypille. In ihr enthaltene Hormone bewirken, daß die Eizellen in den Eierstöcken nicht heranreifen.
Ein mechanisches Mittel, das bei sachgemäßer Anwendung gleichzeitig vor Aids und vor diversen Geschlechtskrankheiten schützt, ist das Kondom: eine Gummihülle, die über den Penis gestülpt wird und das Zusammentreffen von Samen- und Eizelle verhindert. Andere Mittel, die wie das Kondom frei verkäuflich sind – beispielsweise Schaumzäpfchen – bieten keinen so zuverlässigen Schutz.
Daneben gibt es weitere Verhütungsmethoden für die Frau, über die nach einer gynäkologischen Untersuchung mit der Frauenärztin/dem Frauenarzt gesprochen werden muß. Die „Pille für den Mann“ befindet sich noch immer im Entwicklungsstadium.
Pubertät
Als Pubertät bezeichnet man den menschlichen Lebensabschnitt, in dem aus Kindern Frauen und Männer werden. Dabei verändern sich die körperlichen Merkmale; die Geschlechtsorgane mit ihren Funktionen reifen heran, und sexuelles Interesse beeinflußt das seelische Empfinden. Dieser Vorgang erfolgt bei Mädchen früher als bei Jungen. Verantwortlich für die Pubertät ist eine Gehirndrüse, die die Produktion der Geschlechtshormone anregt: die Hypophyse. Sie bewirkt, daß sich beim Mädchen in den Eierstöcken das Hormon Östrogen bildet und beim Jungen in den Hoden Testosteron. Gleichzeitig mit dem körperlichen Entwicklungsvorgang finden auch seelische Veränderungen statt.
Die – beziehungsweise der – Jugendliche muß einerseits mit dem eigenen Körper und andererseits mit einer neuen Position im Leben zurechtkommen und sich behaupten. Die Auseinandersetzung mit der Umwelt wird deshalb intensiver und damit auch die Probleme, die jetzt beispielsweise im Verhältnis zu Eltern oder anderen Menschen entstehen können. Abgeschlossen ist der Prozeß ungefähr im Alter zwischen 18 und 22 Jahren (bei Frauen früher als bei Männern). In dieser Zeit besitzt der Körper auch seine größte Leistungsfähigkeit.
Pubertätsmerkmale beim Jungen | Pubertätsmerkmale beim Mädchen | ||
Alter: | zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr | Alter: | zwischen dem 11. und 14. Lebensjahr |
Penis: | einsetzendes Wachstum in Länge und Breite, beginnende Pigmentierung |
Brust: | Drüsenwachstum, beginnende Rundung, Pigmentierung der Brustwarze |
Hodensack: | Vergrößerung, Abschlaffung, Fältelung | Behaarung: | einsetzende Behaarung im Achsel- und Genitalbereich |
Behaarung: | einsetzende Behaarung im Achsel- und Genitalbereich | Genitalbereich: | beginnende Verbreiterung (Rundung) der Hüfte |
Kehlkopf: | Kehlkopfvergrößerung, einsetzender Stimmbruch |
Menstruation: | einsetzender Fruchtbarkeitszyklus mit Monatsblutung |
Beim Mädchen reifen in der Pubertät die Eierstöcke heran, und der Menstruationszyklus setzt ein. Die Brüste entwickeln sich, die Hüften werden breiter, und unter den Armen sowie im Genitalbereich wachsen Haare.
Der Junge kommt in den Stimmbruch. Seine Stimmbänder wachsen schnell und stärker als beim Mädchen. Je größer der Kehlkopf und je länger die Stimmbänder, desto tiefer wird die Stimmlage – bis zu einer Oktave. Zuständig für dieses Wachstum ist das Hormon Testosteron.
Frau: Weibliche Geschäftsorgane
Die weiblichen Fortpflanzungsorgane bilden Eizellen und ernähren sie im Fall einer Befruchtung.
Schamlippen und Klitoris sind die äußeren Genitalien der Frau. Die beiden großen Schamlippen bilden eine dicke Hautfalte, die nach hinten in den Damm übergeht und nach vorne in die gut gepolsterte Haut über dem Schambein: den Venushügel. Zwischen den großen Schamlippen liegen die kleinen . Im vorderen Teil bilden sie eine Einheit und bedecken schützend die empfindliche Klitoris. Im hinteren Teil münden sie in den Scheidendamm.
Bei einem jungen Mädchen ist der Scheideneingang fast völlig verschlossen durch das Jungfernhäutchen (Hymen). Das Jungfernhäutchen ist eine sehr dünne, durchlöcherte Schleimhautfalte am Scheidenausgang. Es wird beim ersten Geschlechtsakt durchstoßen, diesen Vorgang nennt man Entjungferung.
So, wie sich während der Pubertät körperliche und seelische Veränderungen einstellen, geschieht dies bei der Frau nocheinmal während des sogenannten Klimakteriums, auch Wechseljahre genannt. Normalerweise setzen sie zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr ein. Das veränderte seelische Befinden in dieser Zeit, das sich oft Anspannung und Belastung niederschlägt, hängt eng mit körperlichen Veränderungen zusammen. Die Abnahme der Geschlechtshormone und das Aussetzen der Monatsblutung sind häufig von Symptomen wie Hitzewallungen, Reizbarkeit, Müdigkeit und Depressionen begleitet. Dieser Zustand hält einige Monate oder sogar Jahre an. Medizinische Hormonersatzbehandlungen können das Allgemeinbefinden verbessern, sind aber – ähnlich wie die Antibabypille – aufgrund eines angenommenen Krebsrisikos umstritten.
Scheide
Die Scheide (Vagina) ist etwa sieben bis neun Zentimeter lang und besteht aus Bindegewebe und Muskulatur. Sie führt von den äußeren Genitalien zur Gebärmutter (Uterus). Die Scheidenwände sind durch Sekrete der Schleimhautzellen, des Gebärmutterhalses und der Vorhofdrüsen feucht und geschmeidig.
Bei sexueller Erregung verstärkt sich die Sekretion, und die Venengeflechte der Scheidenschleimhaut füllen sich mit Blut. Beim Orgasmus ziehen sich die Muskeln der Scheide und des Beckenbodens unwillkürlich zusammen.
Eierstöcke
Die ovalen, etwa dreieinhalb Zentimeter langen Eierstöcke (Ovarien) liegen zu beiden Seiten der Gebärmutter im Becken der Frau. Sie sind die weiblichen Fortpflanzungsorgane, die in ihrer Funktion dem Hoden des Mannes entsprechen. Beide Eierstöcke produzieren Eizellen und geben sie in die Eileiter ab, normalerweise eine Eizelle in einer Periode. Im Eierstock, der auch als endokrine Drüse funktioniert, liegen jeweils gleichzeitig Eizellen in verschiedenen Reifestadien. Jede von ihnen ist von einem Bläschen (Follikel) umgeben. Beim Eisprung, der in der Mitte des Monatszyklus stattfindet, reißt der Follikel ein, und die reife Eizelle wird zusammen mit den Follikelzellen in die Bauchhöhle geschwemmt. Dort nimmt sie der Eileiter auf und bringt sie zur Gebärmutter.
Der Zyklus, der von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert wird, ist das Zeichen der Fruchtbarkeit einer Frau. Er dauert vom ersten Tag der Regelblutung bis zum ersten Tag der nächsten. Dazwischen liegen ungefähr 28 Tage.
Gebärmutter
Die etwa acht Zentimeter lange Gebärmutter (Uterus) liegt im kleinen Becken. Sie besteht aus dem Gebärmutterhals, dem Muttermund und dem Gebärmutterkörper. Die Gebärmutterschleimhaut entwickelt sich in der fruchtbaren Zeit der Frau (von der Pubertät bis zu den Wechseljahren) jeden Monat in der Weise, daß sie ein optimaler Nährboden für eine befruchtete Eizelle ist. Kommt es zu keiner Befruchtung, so wird ein Großteil dieser speziellen Schleimhaut während der Monatsblutung abgestoßen. Im nächsten Zyklus baut sich die Schleimhaut wieder neu auf.
Im Fall einer Befruchtung, die zur Schwangerschaft führt, vergrößert sich die Gebärmutter und stoppt während der gesamten Schwangerschaft die Kontraktion ihrer Muskelfasern. Erst wenn der Fötus ausgewachsen ist, beginnen die Kontraktionen wieder: Die Wehen setzen ein. Muttermund (Portio vaginalis cervicis) und Scheide (Vagina) erweitern sich und ermöglichen dadurch die Geburt. Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter unter Hormoneinfluß schnell wieder zurück.
Während der Schwangerschaft baut sich die Plazenta (Mutterkuchen) aus der Gebärmutterschleimhaut auf und wird nach der Geburt wieder abgestoßen. Doch vorher gibt sie dem Ungeborenen alles, was es zum Leben braucht: Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen aus dem mütterlichen Blut, gleichzeitig die Entsorgung von Abfallstoffen – beispielsweise Kohlendioxid – aus dem eigenen kleinen Kreislauf. Die Plazenta erfüllt so vorübergehend die Funktion aller lebenswichtigen Organe des Menschen. Am Ende der Schwangerschaft wiegt sie etwa ein halbes Kilogramm.
weibliche Brust
Die weibliche Brust ist ein Drüsengebilde mit eingelagertem Fett und Fasergewebe. Etwa zwanzig Drüsenläppchen mit Milchdrüsen umgeben kreisförmig die Brustwarze. Bei Kälte oder sexueller Erregung zieht sie sich zusammen und richtet sich auf.
Während der Schwangerschaft erweitern sich die Milchdrüsen der Mutterbrust (Mamma) unter Hormoneinfluß und produzieren kurz nach der Geburt Milch (Lactation). Diese Milch enthält die optimale Mischung aus den Nährstoffen, die das Baby in den ersten Lebensmonaten für sein Wachstum benötigt. Nach seiner Geburt benötigt es nun etwa 600 Gramm Milch pro Tag; und nach ungefähr acht Monaten kann es auch festere Nahrung aufnehmen.
Zwar lassen sich durch Fertigmilch viele in der Muttermilch enthaltene Stoffe ersetzen, aber eben nicht alle: Durch das Stillen werden dem Baby gleichzeitig wichtige Antikörper der Mutter zugeführt, die vor vielen Krankheiten schützen. Muttermilch enthält halbsoviel Eiweiß, doppelt so viel Zucker und gleichviel Fett wie Kuhmilch.
Männliche Geschlechtsorgane
Die männlichen Geschlechtsorgane sind der Penis, der Hodensack (Scrotum), die Vorsteherdrüse (Prostata), die Samenbläschen und der Samenleiter.
Hoden
Die Hoden befinden sich im Hodensack (Scrotum) außerhalb des Körpers; innerhalb desselben wäre es nämlich zu warm für sie: Die Bildung von Samenzellen (Spermien) benötigt eine Temperatur, die um drei bis fünf Grad Celsius niedriger ist als die Körpertemperatur. Daher kann zum Beispiel auch enge Kleidung die Fruchtbarkeit des Mannes herabsetzen.
Neben den Spermien bilden die Hoden spezielle Zellen aus, die das „männliche“ Hormon Testosteron produzieren. Dieses Hormon ist zuständig für die Ausbildung der sekundären männlichen Geschlechtsmerkmale, beispielsweise tiefe Stimme und Bartwuchs.
Hinter den Hoden liegt der Nebenhoden. In seinem Röhrensystem wird der vom Hoden gebildete Samen gesammelt und gespeichert. Die Röhren des Nebenhoden münden in den Samenleiter und dieser wiederum in die Harnröhre.
Samenzellen
Bis zu dreißig Milliarden Samenzellen bilden sich jeden Monat in den Samenkanälchen der Hoden. Sie werden im geknäuelten Röhrensystem der Nebenhoden gespeichert und entwickeln sich dort in 60 bis 72 Stunden zur vollen Reife. Wenn kein Samenerguß stattfindet, lösen sich die Zellen wieder auf.
Eine Samenzelle hat Ähnlichkeit mit einer winzigen Kaulquappe. Sie besteht aus Kopf, Hals, Mittelstück und einem Schwanz, der die Fortbewegung der Zelle ermöglicht. Jeder Hoden produziert ungefähr 50 Millionen Samenzellen am Tag. Sie werden entweder bei einem Samenerguß ausgestoßen oder nach einigen Tagen abgebaut und durch neue ersetzt.
Penis
Der Penis hängt außerhalb des Körpers vor dem Hodensack (Scrotum). Er mißt sechs bis zwölf Zentimeter Länge. Die drei säulenähnlichen Schwellkörper, die er enthält, vergrößern ihn bei sexueller Erregung auf zehn bis zwanzig Zentimeter. Indem sie sich mit arteriellem Blut füllen, richten sie den Penis dabei auf, so daß er in die Scheide der Frau eindringen kann.
Der Penisschaft beginnt am Beckenboden mit der Peniswurzel und endet an der Spitze mit der Eichel (Glans penis), die durch eine Ringfurche gegen den Penisschaft abgesetzt ist. Die Harnröhre (Urethra), durch die neben dem Harn beim Orgasmus der Samen nach außen gelangt, endet in der Penisspitze (Orificium urethrae externum).