Die Häufigkeit der Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Sie liegt dann vor, wenn die Pumpleistung des Herzen soweit eingeschränkt ist, dass der Organismus nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Sie ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert als eine verminderte körperliche Belastbarkeit aufgrund einer Funktionsstörung im Bereich der Herzkammer. Dabei unterscheidet man eine Schwäche der rechten oder linken Herzkammer (Rechts- bzw. Linksherzinsuffizienz), die entweder einzeln oder zusammen (Globalinsuffizienz) vorliegen können.
Ursachen & Risikofaktoren
Die Ursachen der Herzmuskelschwäche sind meist Herz- oder Kreislauferkrankungen, z.B. Bluthochdruck, Herzentzündungen, Klappenfehler, koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt. Deutlich seltener sind Erkrankungen anderer Organsysteme – z.B. Schilddrüsenerkrankungen, welche die Pumpleistung des Herzen dauerhaft überfordern. Eine isolierte Schwäche im Bereich der rechten Herzkammer geht meist auf Erkrankungen der Lunge zurück.
Krankheitsbild
Ein typisches Zeichen der Herzschwäche ist die Atemnot zunächst bei Belastung und später – im schweren Zustand – auch in Ruhe. Anhand des Ausmaßes der eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit lässt sich auch der Schweregrad der Erkrankung Infoabschätzen. Zu den Kennzeichen der Herzschwäche (insbesondere der linken Herzkammer) gehören ferner geschwollene Beine am Abend, die auf Wassereinlagerungen beruhen. In der Nacht wird das Wasser ausgeschwemmt, d.h. es kommt zu häufigem Wasser lassen in der Nacht (Nykturie).
Am Morgen sind die Beine wieder schlank. Geschwollene Beine am Abend findet man auch bei Krampfadern, in diesen Fällen besteht aber keine Atemnot.
Bei einer isolierten Schwäche der rechten Herzkammer (Rechtsherzinsuffizienz) steht die Atemnot im Vordergrund, bei einer isolierten Schwäche der linken Herzkammer (Linksherzinsuffizienz) ist die Wassereinlagerung ausgeprägter.
Auswirkungen
Bei einer Schwäche der linken Herzkammer staut sich das aus dem Körper zum Herzen zurückfließende Blut, d.h. es kommt zu einer Flüssigkeitsansammlung in den Beinen, eventuell auch in Leber, Milz und Bauchraum. Bei einer Schwäche der rechten Herzkammer staut sich das Blut im kleinen Kreislauf, d.h. in der Lunge. Es kann zu einem Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge) mit massiver Atemnot und zu einer dramatischen Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff kommen. Sowohl die Links- als auch die Rechtsherzinsuffizienz führt im Lauf der Zeit zu einer Beeinträchtigung der Leistung der zunächst nicht betroffenen Herzkammer, so dass in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung sowohl eine Wasseransammlung in Lunge und Beinen vorliegt.
Die Lebenserwartung bei Herzinsuffizienz ist verkürzt. Lebensbedrohlich ist dabei insbesondere eine Wasseransammlung in der Lunge.
Erkennung & Untersuchungen
Hinweise auf eine Herzmuskelschwäche geben die Krankheitszeichen wie Atemnot bei Belastung oder auch in Ruhe, die geschwollenen Beine und nächtliches Wasser lassen. Wassereinlagerung an den Beinen kann man erkennen, wenn man mit dem Finger auf das Schienbein drückt und eine Vertiefung zurückbleibt.
Zu den gängigen Routineuntersuchungen gehört heutzutage die Echokardiographie, d. h. die Ultraschalluntersuchung des Herzens, die im im Falle einer Herzschwäche eine Herzerweiterung sowie eine verdünnte Herzwand mit verminderten Kontraktionsbewegungen zeigt. Will man die Herzleistung exakt messen, ist eine spezielle Gefäßuntersuchung (Angiographie) notwendig. Dabei wird ein Katheter ins Herz vorgeschoben, mit dem man messen kann, wie viel Blut das Herz in einer Minute transportiert.
Therapie
Bei der Therapie steht die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung im Vordergrund. Die Beschwerden können durch Gabe von wassertreibenden und Herzmuskel-stärkenden Mitteln gebessert werden. Die Behandlung sollte so früh wie möglich einsetzen. Medikamente, welche die Beschwerden lindern, sind neben den harntreibenden Mittel Arzneimittel, die die Kraft des Herzmuskels bessern (z.B. Herzglykoside wie Digitalis). Digitalis und seine Verwandten sind alte, bewährte Mittel, die in verschiedenen Pflanzen wie z.B. dem Fingerhut vorkommen.
Sie müssen genau dosiert werden, damit es nicht zu Vergiftungserscheinungen kommt. Typisch sind hier beispielsweise Störungen des Farbensehens. Relativ neu ist die Gabe von Medikamenten, die den Sauerstoffbedarf des Herzen senken. Diese sog. Beta-Blocker vermindern allerdings die Herzleistung. Die Behandlung muss daher unter strenger ärztlicher Überwachung durchgeführt werden.
Bei sehr schwerer Herzschwäche bleibt nur noch die Herztransplantation. Die Herzverpflanzung wird mittlerweile an vielen Zentren durchgeführt.
Wichtiger Hinweis
Bestimmte Elektrolyte können die Wirkung von Digitalis beeinflussen. Deshalb dürfen digitalisierte Patienten niemals Kalzium in die Vene gespritzt bekommen. Es besteht dann die Gefahr, dass Herzrhythmusstörungen auftreten. Andererseits können Kalium und Magnesium, wenn sie in hochnormalen Werten im Blut vorkommen, die Verträglichkeit von Digitalis verbessern.
Vorsorge
Die wichtigste Möglichkeit, die Entwicklung einer Herzschwäche zu verhindern, ist die sorgfältige Behandlung aller Erkrankungen, die zur Herzschwäche führen können, z.B. des Bluthochdrucks, die Herzinfarkt-Vorsorge usw. Bei bestehender Herzmuskelschwäche sollten Begleiterkrankungen frühzeitig behandelt werden (z.B. Infektionskrankheiten), um einer Verschlechterung der Situation aufgrund der höheren Anforderung des Organismus an die Herzleistung vorzubeugen.
Die häufigsten Fragen
Bekommt jeder im Alter eine Herzschwäche?
Sicherlich hat nicht jeder alte Mensch eine Herzschwäche. Das sog. „Altersherz“ ist ein medizinisch sehr umstrittener Ausdruck. Fest steht, dass das Alter das Risiko für eine Herzschwäche erhöht, es ist allerdings nur einer der „Risikofaktoren“. Kommen andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Herzerkankungen usw. hinzu, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Herzschwäche.
Kann jeder Patient mit Herzschwäche ein neues Herz bekommen?
Nur jüngere Patienten ohne Erkrankungen, welche die Erfolgsaussichten der Verpflanzung beeinträchtigen, kommen auf die Warteliste. Und selbst in dieser ausgesuchten Patientengruppe bekommen nur wenige die Chance eines neuen Herzens. Die meisten versterben auf der Warteliste, weil es immer noch zu wenige Organspender gibt.
Kann man sich mit viel Geld ein neues Herz kaufen?
Nein, alle europäischen Transplantationszentren sind an eine Zentrale angeschlossen. Dort sind alle Patienten auf der Warteliste registriert und die Spenderherzen werden zentral verteilt. In Ländern, in denen kein solches Register geführt wird, werden in der Regel auch keine Herztransplantationen durchgeführt.
Wie stark ist die Lebenserwartung bei Herzinsuffizienz?
Die Lebenserwartung hängt vom Schweregrad der Herzschwäche und den Möglichkeiten der Behandlung ab. Kann man das Fortschreiten einer leichten Herzschwäche verhindern, ist die Lebenserwartung kaum eingeschränkt. Bei schwerer Herzschwäche ist die Lebenserwartung stärker eingeschränkt.
Wichtige Adressen
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung
Goethestr. 38a
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211/600692-0
FAX: 0211/600692-10
E-mail:
dgk@uni-duesseldorf.de