„Mit-Gift“- Krankheit: Cholera – Übertragung, Symptome & Impfung

Man kennt dieses Krankheitsbild eher aus Stimmungsliedern („Schnaps ist gut für Cholera“) als über populärmedizinische Informationen. Doch die Cholera ist keine Krankheit der Medizingeschichte. Seit 1817 gab es sieben schwere Seuchenzüge, die weite Teile des subtropischen und tropischen Raumes heimsuchten. 1992 trat zunächst in Bangladesh eine Cholerawelle auf, die sich später nach Indien ausdehnte und auch bei uns zu Schlagzeilen führte. Süd- und Mittelamerika, Südostasien, Afrika und auch die östliche Mittelmeerregion sind in den aktuellen Karten der WHO immer wieder als Choleragebiete ausgewiesen, auch wenn es sich nicht immer um seuchenhafte Massenerkrankungen handelt. Was ist Cholera?

Die Cholera ist eine Infektionskrankheit, deren Erreger ein kommaförmiges Bakterium (Vibrio cholerae). Diese Mikroorganismen setzen sich nach der Infektion im Dünndarm fest, vermehren sich dort und produzieren ein höchst wirksames Gift (Enterotoxin). Dieses Bakteriengift stört die Flüssigkeitsaufnahme und den Salzstoffwechsel im Darm. Der starke Einstrom von Körperflüssigkeit mit den lebensnotwendigen Ionen in das Darmlumen führt zu extrem starken, meist ungefärbten oder weißlichen Durchfällen („Reiswasserstuhl“). So können dem Organismus in zwei bis drei Tagen bis zu 30 Liter Flüssigkeit mit darin enthalten Salzen und Nährstoffen verloren gehen.

Später kommt es – unbehandelt – zu Schädigungen der Leber, des Herzens, der Nieren und anderer Organsysteme. Das Bewusstsein trübt sich ein, der Kreislauf bricht zusammen. Der Organismus „trocknet aus“. Es ist eine schwere, hoch ansteckende Krankheit, die unter schlechten hygienischen Bedingungen von Mensch zu Mensch über verunreinigtes Trinkwasser oder Exkremente auf Nahrungsmitteln übertragen wird. Schon 6 Stunden (bis 5 Tage) nach der Infektion können die ersten Symptome auftreten (Brechdurchfall, Kopfschmerz, Sehstörungen, Übelkeit, quälender Durst etc.).

Aber: Wie so oft in der Medizin gibt es auch „Ausnahmen“. Obwohl der unstillbare Durchfall eigentlich das Hauptsymptom ist, gibt es sehr schwere Krankheitsverläufe ohne Durchfall. Hier setzt die lebensbedrohliche Komplikation praktisch schon ein, bevor der Darm reagieren konnte.

Wie kann man sich schützen?

Die sicherste Methode, sich vor der Infektion mit Choleravibrionen zu schützen, ist das Einhalten strenger Hygienenormative in den entsprechenden Risikogebieten. Insbesondere heißt das, dass ausschließlich abgekochtes Wasser getrunken werden darf und keine unbehandelten Gemüse- oder Obstmahlzeiten verzehrt werden sollten (s.a. Empfehlungen zu „Reisedurchfall“ und „Typhus“).

Impfung

Eine Impfung gegen Cholera mit abgeschwächten Erregern ist möglich. Sie wird zweimal im Abstand von zwei bis vier Wochen verabreicht. Damit wird ein relativ guter Schutz erreicht, der jedoch nur vier bis sechs Monate anhält. Dann muss die Impfung wiederholt werden. Die Choleraimpfung wird jedoch in den Gesundheitsvorschriften der WHO nicht mehr als seuchenhygienische Maßnahme empfohlen. In Deutschland kann die Impfung bei besonderen individuellen Risiken verabreicht werden, die Länder Bayern, Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen haben die Choleraimpfung jedoch nicht mehr in die landeseigenen Impfempfehlungen für die sogenannten Indikationsimpfungen aufgenommen.

Wenn Informationen über Seuchenausbrüche bekannt sind, sollte man sich als Urlaubsreisende gut überlegen, ob man einen risikoreichen Camping- oder Trekking-Urlaub antritt. Hotelaufenthalte sind in der Regel ohne hygienische Bedenken möglich.

Wann sollte man einen Arzt konsultieren?

Wenn sehr starke, „wasserklare“ Durchfälle oder blutige Stühle auftreten, die über 2 Tage unvermindert anhalten und mit weiteren Symptomen wie Erbrechen, Bewusstseinstrübung, Herzjagen, Fieber o.ä. verbunden sind, ist eine Selbstbehandlung mit Kohletabletten o.ä. kontraindiziert. Es muss eine ärztliche Beurteilung des Gesundheitszustandes erfolgen und eventuell eine Flüssigkeitszufuhr durch Infusionen einsetzen. Ein medikamentöse Behandlung mit Antibiotika verkürzt die Erkrankungsdauer und reduziert die Risiken. Gegen das Vibrionengift gibt es jedoch keine ursächliche Behandlung.

Was kann man selbst tun?

Neben den oben bereits erwähnten Vorbeugemaßnahmen kann es bei einem massiven Flüssigkeitsverlust über den Darm zweckmäßig sein, eine spezielle Salzlösung zu trinken, um dem Organismus die lebenswichtigen Salze, die mit dem flüssigen Stuhl ausgeschieden werden, wieder zuzuführen. Diese Lösung gibt es in Apotheken bzw. kann sie von Apotheken angefertigt werden.

Von der WHO wird folgende Zusammensetzung empfohlen:
3,5 g NaCl, 2,5 g NaHCO3, 1,5 g KCl und 1,5 g Traubenzucken pro Liter. Davon sollte so viel wie möglich getrunken werden, denn es können mit dem durchfälligen Stuhl bis zu 24 Liter in 24 Stunden ausgeschieden werden.

Tipp:
Bauchschmerzen gehören nicht zum typischen Bild der Cholera, denn die Darmwand ist nicht entzündet. Treten Bauchschmerzen auf, spricht das eher gegen eine Cholerainfektion.