Mittelohrentzündung: Ursache, Symptome, Dauer & Therapie

Unerträglich stechende, pulsierende Ohrenschmerzen rauben Ihnen oder Ihrem Kind den Schlaf? Dahinter steckt häufig eine Entzündung des Mittelohres und diese muss auf jeden Fall von einem Arzt untersucht werden. Zusätzlich können Sie aber selbst mit kleinen Tricks und bewährten Hausmitteln den Schmerz lindern und die Heilung beschleunigen – ganz ohne Nebenwirkungen.

Ursachen & Risikofaktoren

Eine Mittelohrentzündung entsteht z.B. nach einer Erkrankung des Nasen-Rachenraums oder nach einer Mandelentzündung, wenn Viren oder Bakterien über die Ohrtrompete in das Mittelohr gelangen. Besonders Kinder sind gefährdet. Ihre Kanäle, die vom Rachen ins Mittelohr führen, sind kürzer als beim Erwachsenen und deshalb anfälliger für Entzündungen. Zwei Drittel aller Kinder haben bis zum dritten Lebensjahr schon mindestens einmal eine Mittelohrentzündung durchgemacht. Ab dem 8. Lebensjahr treten Mittelohrentzündungen bei Kindern meist nicht mehr so häufig auf.

Erwachsene können eine Mittelohrentzündung bekommen, wenn sie zum Beispiel mit verstopften Nasennebenhöhlen fliegen. Aber auch ein einfacher Schnupfen kann zu einer Entzündung der Ohrtrompete führen und diese verstopfen. Andere Ursachen für Ohrenschmerzen können Luftdruckschwankungen während eines Fluges oder beim Tauchen sein. Auch Erkrankungen der Zähne, der Mandeln, des Rachens oder des Kiefers können Ohrenschmerzen verursachen.

Krankheitsbild

Eine Mittelohrentzündung beginnt mit einem meist schmerzfreien „Völlegefühl“ im Ohr. Nachts treten oft während oder einige Tage nach einer Erkältung stechende, pulsierende Schmerzen auf, dazu kommen hohes Fieber, manchmal starke Kopfschmerzen. Die Schmerzen lassen oft nach einiger Zeit nach und treten dann nach einigen Stunden erneut auf. Im Mittelohr sammelt sich Flüssigkeit, die auf das Trommelfell drückt und Hörstörungen verursacht.

Mittelohrentzündung bei Baby & Kind

Vorsicht: Eine Mittelohrentzündung kann auch ohne die typischen Symptome vorhanden sein. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern erkennt man die Ohrenschmerzen an unruhigem Schlaf und auffälliger Weinerlichkeit. Schmerzt das Ohr, wenn man an der Ohrmuschel zieht oder auf den vorderen Ohrknorpel (Tragus) drückt, ist das ein Hinweis auf eine Entzündung im äußeren Gehörgang.

Auswirkungen

Wird bei einer Mittelohrentzündung nichts unternommen, kann das Trommelfell zerreißen, die Flüssigkeit läuft dann aus dem Ohr. Das Trommelfell wächst zwar wieder zusammen, es können aber Narben entstehen, die Hörstörungen verursachen. Neben der akuten Otitis media, oft durch Bakterien (Pneumokokken, Haemophilus influenzae) verursacht, ist der Mittelohrerguss (Paukenhöhlenerguss) abzugrenzen, der als Begleiterscheinung in fast 50 % aller Temwegserkrankungen im frühen Kindesalter infolge Virusinfektion entsteht.

Nicht selten erkranken Kinder im Vorschulalter an häufig wiederkehrenden Mittelohrentzündungen (rezidivierende Otitis media). In solchen Fällen prüft der Arzt, ob das Kind Nasenpolypen (=Adenoide) hat, die entfernt werden müssen. Außerdem wird das Aufflammen der Mittelohrentzündung durch eine mehrmonatige Antibiotikaprophylaxe (z. B. mit Amoxicillin) verhindern.

Eine Mittelohrentzündung kann chronisch werden und im schlimmsten Fall zu einer einseitigen schweren Hörstörung führen – deshalb sollte man bei Ohrenschmerzen immer einen Arzt zu Rate ziehen. Bei einem Hörsturz, der in aller Regel auf einer Durchblutungsstörung des Innenohres beruht, ist eine Arztkonsultation besonders dringend, denn es kommt hier auf jede Stunde an, damit keine Schäden bleiben! Vorsicht: Nasentropfen können eine Mittelohrentzündung verschleiern.

Erkennung & Untersuchungen

Bei Ohrenschmerzen sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Er wird in das Ohr hineinleuchten, um eine Mittelohrentzündung von Ohrenschmerzen anderer Ursache abzugrenzen (z.B. Entzündung des äußeren Gehörgangs).

Therapie

Der Arzt verschreibt bei einer akuten Otitis media Antibiotika, wenn die Verursacher Bakterien sind. Sie dürfen sich nicht ausbreiten, sonst kann beispielsweise eine Hirnhautentzündung entstehen. Droht das Trommelfell zu reißen, durchstößt es der Arzt an einer bestimmten Stelle, wo es ohne Narben zuheilen kann. Ein Mittelohrerguss (Paukenhöhlenerguss) benötigt keine Antibiotika zur Behandlung. Vermutlich wird der Arzt aber abschwellende Nasentropfen und ein schleimlösendes Präparat zum Einnehmen verordnen, damit der in der Ohrtrompete angesammelte Schleim gelöst wird und abfließen kann.

Große Bedeutung hat besonders bei langzeitig verstopfter Ohrtrompete das Tubentraining unter Anleitung eines erfahrenen HNO-Arztes, um ihre Durchgängigkeit wieder herzustellen. Außerdem stehen einige homöopatische Präparate zur Unterstützung der Behandlung Verfügung. Gegen die starken Ohrenschmerzen und das Fieber können Paracetamolsaft oder –zäpfchen gegeben werden. Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs (Otitis externa) wird mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamente behandelt.

Zur Unterstützung der Behandlung sollte der Patient auf einem dicken Kissen schlafen und den Kopf hochhalten, damit das Sekret leichter abfließen kann. Schmerzlindernd wirken „heiße Kammer“, Zwiebelwickel und Zwiebeltropfen. Kalte Wadenwickel helfen, das oft hohe Fieber zu senken. Bei plötzlichen Ohrenschmerzen zum Beispiel im Flugzeug hat sich meist die Ohrtrompete verschlossen: Hier helfen kleine Tricks wie Nase zuhalten und gegen den Widerstand ausatmen, Kaugummi kauen, Gähnen und viel Flüssigkeit in kleinen Schlucken trinken.

INFO Zwiebelwickel
Eine Zwiebel fein hacken, zerdrücken und auf zwei Stofftaschentücher verteilen, diese zusammenfalten, auf die Ohren legen und eine Mütze aufsetzen oder einen Schal herumbinden.

 

 

INFO Zwiebeltropfen
Eine Zwiebel fein hacken und in wenig Wasser ca. 5 Minuten weich kochen. Das Wasser abgießen, die Zwiebelstücke in ein kleines Tuch legen und auspressen. Den Presssaft in einer Pipettenflasche im Kühlschrank aufbewahren und vor jeder Anwendung auf Körpertemperatur erwärmen. Dosierung: alle 2 – 6 Stunden ca. 2 Tropfen in das schmerzende Ohr

Vorsorge

Damit aus einem einfachen Schnupfen keine Mittelohrentzündung entsteht, muss die Nase frei bleiben. Vor allem während eines Fluges ist es sinnvoll abschwellende Nasentropfen zu verwenden. Manche Kinder bekommen als Folge einer Erkältungen fast immer auch eine Ohrentzündung. Dem kann vorgebeugt werden: Stirnbänder, Mützen und Watte in den Ohren schützen vor Zugluft und Kälte. Im Schwimmbad oder in der Badewanne verhindern in Fettcreme getauchte Wattekügelchen, dass Wasser eindringen kann. Richtig Nase putzen ist ebenfalls wichtig: Wer Schnupfen hat, sollte immer abwechselnd mit langsam steigendem Druck ein Nasenloch putzen, weil sonst Keime in das Mittelohr gedrückt werden können.

Wichtig: Grippale Infekte oder Nasennebenhöhlenentzündungen immer gut auskurieren! Bei Säuglingen reduziert Stillen das Risiko für Infektionskrankheiten: Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die gestillt wurden, ein dreimal niedrigeres Risiko haben, eine Mittelohrentzündung zu bekommen als reine „Flaschenkinder“. Achtung: Die akute Otitis media ist die Domäne des Kinderarztes. Deshalb ist der Ohrspiegel sein ständiger Begleiter – auch auf Hausbesuchen. Die chronische und rezidivierende Otitis media erfordern eine gute Zusammenarbeit zwischen Kinder- und HNO-Arzt. Hier kommt es nicht nur aus Überprüfung des Gehörs, sondern es müssen im Bedarfsfall auch spezielle Diagnostik- und Therapiemethoden angewendet werden.

Häufige Fragen

Was muss bei der Anwendung von Nasentropfen beachtet werden?

Generell können Tropfen oder Sprays benutzt werden.
Meistens wirken diese abschwellend, indem sie die Durchblutung in der Nasenschleimhaut verringern. Da bei einer Entzündung aber viel Sekret an- und abtransportiert werden muss, wehrt sich die Schleimhaut. Sie schwillt noch stärker an, wenn die Wirkung der abschwellenden Mittel nachlässt. Daraus kann auf Dauer eine richtige Sucht nach den befreienden Tropfen/Sprays entstehen. Deren längerfristige Anwendung kann die Nasenschleimhaut zerstören. Deshalb sollte man sie höchstens zwei Wochen lang anwenden. Und Vorsicht: Nasentropfen für Erwachsene sind nicht für Kinder geeignet!

Wichtige Adressen

Deutscher Berufsverband der Hals-, Nasen-, Ohrenärzte e.V.
Haart 221
24539 Neumünster
Tel: 04321/97250
Fax: 04327/972611