Der Badeurlaub rangiert noch immer an der Spitzer der Urlaubswünsche. Es ist zweifellos – wenn die Vernunft mitreist – eine sehr gesundheitsfördernde Urlaubsform, denn die Bewegung im Wasser, die wechselnden Temperaturreize, die Klimaeinflüsse und die Massagewirkung des Wassers fördern die gesamten Stoffwechselvorgänge und kräftigen den Organismus.
Die Entlastung der Gelenke durch den Auftrieb im Wasser vermindert außerdem Überlastungen und Verspannungen. Dass man in unbekannten oder stehenden, verunreinigten Gewässern nicht baden sollte und vor allem keine riskanten Kopfsprünge wagen darf, wird jedem Reisenden ausdrücklich gesagt. Auf derartige allgemeine Sicherheitsempfehlungen bei Badereisen soll an dieser Stelle der Reiseapotheke nicht hingewiesen werden. Hier geht es um andere, oft unterschätzte Risiken in südländischen Gewässern.
Bakterielle Verunreinigungen
Durch das mitunter in manchen Regionen noch nicht völlig beseitigte Einleiten von Fäkalien in strandnahe Gewässer, aber auch durch unberechenbare Strömungen und explosionsartige Vermehrung kann es zu einer gefährlichen Konzentration von Darmbakterien (z.B. Salmonellen, Typhuserregern u.a.) kommen. An den offiziellen Badestränden wird der Bakteriengehalt stets mikrobiologisch überwacht. Wasser ist nie bakterienfrei.
Aber die Zahl möglicherweise krankmachender Keime darf einen Höchstwert nicht überschreiten. Die Strände werden dann seuchenpolizeilich gesperrt.
Es ist also ratsam, sich vor Beginn der reise über die aktuelle Qualität des Badewassers zu informieren (z.B. beim Reiseveranstalter). In den Ferienorten erfolgt in der Regel die hygienische Überwachung korrekt.
Algenbefall
Übermäßige Algenbildung kann das Meerwasser trüben. Das ist zumeist kein gesundheitliches Risiko. Kommt es zur Vermehrung gesundheitsgefährdender Einzeller, dann wird das von den regionalen Aufsichtsbehörden entsprechend bewertet. So kann es – wie vor Jahren in der Mittelmeerregion – zur Einschränkung der Bademöglichkeit kommen.
Quallen
Klimaeinflüsse und Strömungen können an Badestränden zum massenhaften Auftreten von Quallen führen. In Europa sind diese gallertartigen Lebewesen meistens ungefährlich, wenn auch mancher Badegast die glitschigen Wasserbewohner nicht sonderlich im Hautkontakt schätzt. Es können eventuell auch durch das Berühren mancher Quallen harmlose kurzzeitige Hautrötungen und Juckreiz auftreten. Das sind jedoch harmlose Symptome.
Anders ist es bei Quallen in tropischen Meeren. Die können tatsächlich gefährlich, nicht nur unangenehm werden. Die Nesselhaare von Seewespen, Portugiesischen Galeeren, Nesselquallen, Feuerquallen und wie die phantasievollen Namen dieser Quallen heißen mögen, führen nicht nur zu schweren Hautreizungen mit sehr starken Schmerzen und zu Blasenbildung, sondern können auch Allgemeinreaktionen mit Übelkeit, Fieber und Krämpfen auslösen.
Besonders gefährlich ist in dieser Hinsicht die Seewespe, die vor allem in den Gewässern Nordaustraliens und der Philippinen vorkommt. Bei Kontakt kann es innerhalb weniger Minuten sogar zu Herz- und Atemstillstand kommen.
Was kann man selbst tun?
- Das Primäre ist natürlich, den Hautkontakt mit unbekannten Meereslebewesen möglichst zu vermeiden. Das heißt auch wiederum, dass man nie in trüben, unbekannten Gewässern baden sollte, auch wenn die Erfrischung noch so sehr lockt.
- Kam es zu einem Hautkontakt mit „reizenden“ Quallen und deren Nesselhaaren, dann darf – entgegen den häufig gegebenen Rat – diese Stelle nicht mit Alkohol oder Süßwasser behandelt werden. Dadurch werden noch weitere Kapselgiftmengen über osmotische Effekte in die Haut geschleust. Auch das Abreiben mit Sand oder einem Handtuch ist nicht ratsam. Man sollte die entsprechende Hautregion nur mit Salzwasser reinigen. Auch eine Paste aus Backpulver, falls zufällig vorhanden, oder Magnesiumsulfat kann lindern und die noch gefüllten Nesselkapseln entfernen.
- Gegen den Schmerz kann lokale Kälteanwendung (Eiswürfel; Kühlgel aus der Apotheke) helfen.
Was kann der Arzt tun?
In den Seewespen-Risikogebieten stehen den Sanitätern, Rettungsschwimmern und Notärzten Spritzen mit Antikörpern gegen das Seewespengift zur Verfügung.
Die Schmerzen können durch Verordnung von Salben mit oberflächlich wirkenden schmerzstillenden Wirkstoffen (z.B. Lidocain-Salbe) oder Schmerztabletten helfen.
In schweren Fällen muss sogar Kortison gespritzt werden.
Wann ist ärztliche Hilfe notwendig?
Treten Ohnmacht, Herzjagen u.ä. Kreislaufsymptome auf, muss unbedingt und ohne Zeitverzug ärztlich Hilfe angefordert werden!
Die Betroffenen sind bis zum Eintreffen des Arztes flach im Schatten zu lagern.
Tipp:
Ohnmächtigen darf nie Flüssigkeit eingeflößt werden, da Erstickung droht.
Pilzinfektionen
Im warmen Wasser können sich auch Pilzkeime gut vermehren. Wird die Haut durch langen Aufenthalt im Wasser aufgeweicht („mazeriert“), können Pilze leichter eindringen. Pilzinfektionen sind daher im Urlaub keine Seltenheit! Sie können nicht nur Fußpilz auslösen, sondern nach dem Baden auch Mittelohrentzündungen verursachen.
Was kann man selbst tun?
Wichtig ist, dass man sich nach dem Baden gut abtrocknet und auch den Gehörgang nicht feucht belässt. Auf feuchten Fußböden (Duschen) sollten Sandalen getragen werden.
Regelmäßiger Handtuchwechsel und Benutzen eines Handtuchs jeweils nur durch einen Badegast reduzieren das Pilzinfektions-Risiko.
Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
Bei unerklärbaren, länger bestehender Hautrötung oder Juckreiz sollte die ärztliche Diagnostik erfolgen.
Tipp:
Eincremen vor dem Bad (auch des Gehörganges) kann eine Pilzinfektion eventuell verhindern.
Gifttiere
Die Meeresfauna ist artenreich. Keinesfalls kann hier auf alle möglichen Giftträger hingewiesen werden. Besondere Bedeutung haben das Petermännchen (ein Fisch, der auch in der Ostsee und im Mittelmeer vorkommt), Feuerfische und Rochen. Die Letztgenannten graben sich oft in den Meeresboden ein, so dass sie nicht zu erkennen sind. Tritt man auf sie, bekommt man die giftigen Stacheln zu spüren. Seegurken sondern einen giftigen Schleim ab. Auch Kegelschnecken und andere Weichtiere sowie Stachelhäuter wie Seeigel können das Badevergnügen vergällen.
Was kann man selbst tun?
Unbedingt zu raten ist, in tropischen Gewässern mit unbekannter Fauna (z.B. Korallenriffe, steinreiche Strände etc.) Badeschuhe zu tragen!
Wann ist Arztbesuch ratsam?
In jedem Falle, wenn heftige Schmerzen, Hautrötungen, Übelkeit, Herzjagen u.ä. irritierende Symptome auftreten, sollten der Arzt oder zumindest ein Rettungsschwimmer befragt werden.
Tipp:
Bei schmerzhaftem Kontakt mit einem Meeresbewohner ist es unbedingt ratsam, nicht in panischer Angst zu fliehen, sondern den Unhold möglichst genau zu betrachten, um ihn exakt beschreiben zu können.
Schlangenbisse
Vor allem im Pazifik-Raum und im Indischen Ozean sind Bisse durch giftige Wasserschlangen nicht auszuschließen. Sie können mit ihrem Gift das Nervensystem und die Muskulatur lähmen und dadurch eine lebensgefährliche Bedrohung werden.
Was kann man selbst tun?
Nichts!
Alle Empfehlungen wie das „Ausschneiden“ der Biss-Stellen oder das heroische Ausbrennen mit einer brennenden Zigarette kann den Gifttransport nur beschleunigen. Das Abbinden der entsprechenden Extremität wird meist zu oberflächlich durchgeführt, sodass der Effekt fragwürdig ist. Bei Bissen am Rumpf oder Kopf ist das ohnehin nicht möglich.
Wichtig ist: ruhigstellen, also die Extremität möglichst nicht bewegen, den Gebissenen hinlegen und ärztliche Hilfe (bzw. Rettungsschwimmer, Sanitäter) anfordern oder den Betroffenen schonend (liegend) zu transportieren.
Wann muss der Arzt konsultiert werden?
Grundsätzlich sollte bei jedem Schlangenbiss ein Sachkundiger zu Rate gezogen werden. Bei vielen Schlangenarten ist in den Risikogebieten ein Antiserum verfügbar, was die Giftwirkung aufhebt. Ansonsten wird der Arzt die Bissregion chirurgisch versorgen und die Schmerzstillung einleiten. Bei leichten Fällen oder bei Bissen ungiftiger Schlangen kann die Desinfektion der Bissregion genügen.
Tipp:
Wie schon oben gesagt: Die Schlange sollte möglicht genau beschrieben werden, um das richtige Gegengift (Antiserum) wählen zu können.
Bisse von anderen Wassertieren
Dass es immer wieder zu Todesfällen durch Hai-Angriffe kommt, ist allen Tauchern bekannt. Zur Vorbeugung sind die Hinweise der Tauchschulen zu beachten. Es sind aber weniger die Taucher, sondern die Schnorchler und Schwimmer durch Haie bedroht, da diese Tiere besonders Lebewesen angreifen, die an der Oberfläche schwimmen und viel Wasser aufwirbeln. Auf die entsprechenden örtlichen Warnungen ist daher stets besonders zu achten.
Auch andere Meeresbewohner können beißen: z.B. Muränen, Barrakudas. Das betrifft jedoch vor allem Taucher in Riffen. Sporttaucher werden im Laufe der speziellen Tauchausbildung auf diese Gefahren vorbereitet. Auch kleine, harmlos erscheinende Bisse sollten immer ernstgenommen werden, da durch das Meerwasser die Haut aufgeweicht wird und Krankheitserreger leichter eindringen können. Die Infektionsgefahr durch Bisswunden im Wasser ist daher deutlich erhöht.