Rheuma / Rheumatoide Arthritis: Ursachen, Symptome, Diagnose, Ernährung & Therapie

Chronische Polyarthritis

Der Begriff Rheumatismus stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet das Fließen; nach der Vorstellung der antiken Medizin von im Körper vom Gehirn herabfließenden Säften als Ursache. Die Kurzbezeichnung Rheuma (volkstümlich auch Gliederreißen genannt) stellt eine symptomatologische Sammel-Bezeichnung für schmerzhafte, funktionsbeeinträchtigende oder behindernde Störungen des Stütz- und Bewegungsapparates dar. Diese umfassen eine Vielzahl unterschiedlicher, das Bindegewebe sowie teils auch die inneren Organe betreffende, akute und chronische Krankheiten.

Die rheumatischen Erkrankungen werden nach Ursache (soweit bekannt), Verlauf und Lokalisation unterschieden. Einen wesentlichen Teil bilden die auf Autoimmunprozesse zurückzuführenden Kollagenkrankheiten. Zur Gruppe der Gelenkkrankheiten gehören die entzündlichen Arthritiden (akut-entzündliche Gelenkerkrankung; v.a. die früher als Rheumatoide Arthritis bezeichneten reaktiven Arthritiden, chronische Polyarthritis, Bechterewsche Krankheit), einschließlich der durch Stoffwechselkrankheiten hervorgerufenen Arthropathien (insbesondere Gicht) und die degenerativen Arthrosen.

Prognose

Wird die Rheumatoide Arthritis früh genug erkannt, lässt sich der Verlauf der Erkrankung mit den heutigen Behandlungsmethoden bei der Mehrzahl der Patienten bremsen. Beschwerden wie Entzündungen und Schmerzen sind über lange Zeit gut kontrollierbar. Das Engagement des Patienten bestimmt den Erfolg der Behandlung maßgeblich mit.

Häufigkeit rheumatoider Erkrankungen

Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche rheumatische Erkrankung. In Deutschland leiden etwa 0,5% der Bevölkerung daran. Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer. Die rheumatoide Arthritis kann in jedem Lebensalter auftreten. Am häufigsten beginnt die Erkrankung jedoch zwischen dem 35. und 45. und über dem 60. Lebensjahr. 20 –25% aller Fälle von vorzeitiger Berufsunfähigkeit sind nach Schätzungen auf Rheuma zurückzuführen.

Symptome und Ursachen

Die Ursachen der rheumatoiden Arthritis („Rheuma“) sind noch immer nicht endgültig geklärt. Es handelt sich wahrscheinlich um einen sog. Autoimmunprozess, bei dem sich Zellen des Immunsystems gegen bestimmte körpereigene Zellstrukturen richten. An der zerstörerischen Entzündungsreaktion im Körper sind verschiedene Stoffe beteiligt.
Auch eine genetische Veranlagung für die rheumatoide Arthritis ist wahrscheinlich.

Die Symptome für eine Rheuma-Erkrankung zeigen sich zunähst nur sehr unspezifisch: Zu Beginn der Erkrankung stehen ganz allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder leichtes Fieber im Vordergrund. Gerade deshalb ist es so schwierig, eine exakte Diagnose in dieser Phase zu stellen.

Erst allmählich verstärken sich die Symptome und es kommt es zu Beschwerden an den Gelenken. Obwohl im Frühstadium manchmal nur wenige Gelenke betroffen sind, entwickelt sich fast immer nach einer gewissen Zeit eine so genannte Polyarthritis, d.h. eine Entzündung vieler großer und kleiner Gelenke des Körpers. Häufig sind die Hand- und Fingergelenke befallen. Ausnahme ist lediglich die Wirbelsäule, die außer dem Kopf-Hals-Gelenk (Atlanto-Axial-Gelenk) fast nie betroffen ist.

Der Krankheitsverlauf ist bei jedem Patienten anders. Permanente Beschwerden – ob leicht oder stark – kommen ebenso vor wie jahrelange Pausen mit fast völliger Beschwerdefreiheit. Nehmen die Beschwerden über mehrere Monate zu, sprechen Fachleute von einem „Schub“. Im fortgeschrittenen Verlauf der Krankheit können sich die folgenden typischen Veränderungen der Gelenke entwickeln:

  • Ulnardeviation = Abrutschen der Finger nach außen
  • Schwanenhalsdeformität = Abknicken des letzten Fingerglieds nach unten
  • Knopflochdeformität = Nachobentreten des Fingerknöchels
  • Rheumaknoten = Wachsen von gummiartigen Knoten an den Streckseiten der Gelenke

Aber nicht nur die Gelenke, sondern auch andere Organe können betroffen sein. Diese extraartikulären Manifestationen sind:

  • Lunge: Bindegewebsvermehrung der Lunge (Lungenfibrose) oder eine Rippenfellentzündung (Pleuritis)
  • Herz: Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
  • Augen: Entzündung von verschiedenen Schichten der Augenwand (Skleritis und Episkleritis)
  • Haut: Rheumaknoten oder Kleingefäßentzündung (Vaskulitis) mit teilweise großen Hautdefekten vor allem an Unterschenkeln und Fußrücken
  • Speichel und Tränendrüsen: Chronische Entzündung mit Trockenheit von Mund und Augen (Sicca-Syndrom)

Diagnose

Die Diagnose Rheuma (rheumatoide Arthritis) wird anhand der Krankengeschichte, Röntgenaufnahmen von Händen und Füßen sowie Blutuntersuchungen gestellt. Um Folgeschäden zu verhindern bzw. zu verzögern, ist der frühzeitige Beginn einer adäquaten Therapie entscheidend. Diese besteht aus den sog. Basismedikamenten, evtl. in Kombination mit anderen entzündungshemmenden Medikamenten. Ergänzend helfen physikalische Therapie, Ergotherapie, Krankengymnastik und chirurgische Therapie.

Die Rheuma-Diagnose stützt sich dabei auf folgende typische Veränderungen der Blutwerte:

  • Anstieg der Entzündungswerte, wie Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und C-Reaktives-Protein (CRP)
  • Entzündungsbedingte Blutarmut (Anämie) mit Abfall des Hämoglobinwerts
  • Nachweis des sog. Rheumafaktors (verschiedene Autoantikörper): Er ist allerdings nur bei ca. 80% der Patienten mit rheumatoider Arthritis nachweisbar, und kann auch bei einigen anderen Krankheiten und sogar bei Gesunden vorliegen. Er ist daher nicht allzu spezifisch.

Entsprechend dem Gelenk-zerstörenden Verlauf der rheumatoiden Arthritis finden sich meist nach einigen Jahren typische Veränderungen im Röntgenbild der Gelenke. Eine Rheuma-Diagnose kann sich daher auf folgende Veränderungen stützen:

  • gelenknahe Osteoporose = gelenknaher Kalksalzmangel im Knochen (Frühzeichen)
  • Erosionen = mäusebissartige Knochendefekte am äußeren Rand der Gelenkfläche
  • eine Verschiebung der Wirbelkörper der Halswirbelsäule bei Mitbefall des Kopf-Halsgelenks

Ernährung

Der Effekt bestimmter Ernährungsformen auf den Verlauf rheumatischer Erkrankungen wurde bisher vorwiegend für die chronische Polyarthritis untersucht. Um den Zusammenhang zwischen Rheuma und Ernährung zu erforschen, wurden dabei vor allem die folgenden Ernährungsformen untersucht:

  • Verzicht auf mögliche Allergene in der Nahrung
  • Fasten
  • Vegetarische Ernährung
  • Arachidonarme Ernährung und vermehrte Zufuhr ungesättigter Fettsäuren
  • Antioxidantien (Vitamin E, Selen)
  • Vitamin D, Calcium

Zu den häufigsten Nahrungsmittel-Allergenen in Mitteleuropa gehören Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse, Gewürze, Gemüse, Getreide, Fisch und Fleisch sowie Obst. Von praktischer Bedeutung sind dabei Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen Obstsorten (z.B. Apfel, Pfirsich, Kirschen) und Baumpollen (z.B. Hasel, Birke, Erle). Das heißt, dass ein Mensch, der an einer Birkenpollenallergie (Heuschnupfen) leidet unter Umständen auf Kernobst mit einer Nahrungsmittelallergie reagiert.

Allergien gegen Nahrungsmittel äußern sich am häufigsten an der Haut (z.B. juckender Hautauschlag), am Magendarm-Trakt (z.B. Durchfall) und an den Atemwegen (z.B. Asthma). Sie können seltener aber auch zu Gelenkbeschwerden führen. Dabei läßt sich aber in der Regel ein zeitlicher Zusammenhang mit der Aufnahme des Nahrungsallergens nachweisen. Außerdem sind diese Gelenkbeschwerden anders als bei der „typischen“ chronischen Polyarthritis.

Dennoch hat der bei Nahrungsmitteln beobachtete Zusammenhang in der Vergangenheit wiederholt die Frage aufkommen lassen, ob rheumatische Erkrankungen möglicherweise auch auf einer allergischen Reaktion gegen Nahrungsbestandteile beruhen (z.B. gegen Milcheiweiß oder Lebensmittel-Zusatzstoffe).

Die dazu durchgeführten Untersuchungen haben einen solchen Zusammenhang nicht mit Sicherheit nachweisen können. Es fanden sich allerdings Hinweise darauf, dass es eine Untergruppe von Patienten gibt, bei denen die Krankheitsaktivität möglicherweise durch Allergene aus der Umwelt beeinflusst wird. Eine generelle Empfehlung, z.B. auf Milcheiweiß in der Ernährung zu verzichten, kann man daraus aber nicht herleiten.

Für das Fasten kann als gesichert gelten, dass darunter die Krankheitsaktivität der chronischen Polyarthritis bei vielen Patienten nachlässt. Allerdings ist dieser Effekt nicht von Dauer. Damit stellt sich die Frage, ob dieser positive Effekt des Fastens vielleicht einfach darauf beruht, daß dem Körper die für die Aufrechterhaltung der Krankheitsaktivität nötige Energie entzogen wird. Bedacht werden sollte auch das mögliche Risiko einer Unterernährung oder Fehlernährung.

Günstige Effekte werden auch für vegetarische Ernährung (lacto-vegetarische und veganische Diät) beschrieben. Eine Heilung rheumatischer Erkrankungen ist aber auch dadurch nicht zu erreichen. Nachweisen ließ sich bisher nur eine graduelle Besserung rheumatischer Beschwerden. Letztlich wird deshalb die Entscheidung, ob man sich zu einer solchen Umstellung der Ernährung entschließt, mehr eine Frage persönlicher Einstellungen (Vertrauen auf medikamentöse oder nichtmedikamentöse Therapieverfahren) sein.

Ein möglicher Grund für die Effektivität vegetarischer Ernährung bei Rheuma-Erkrankungen ist ihr relativer Mangel an Arachidonsäure. Arachidonsäure ist der natürliche Vorläufer verschiedener Stoffe, die der Körper im Rahmen von Entzündungen freisetzt, die sogenannten Prostaglandine. Arachidonsäure findet sich vor allem in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft. Man konnte zeigen, dass man durch Verzicht auf Arachidon-Säure-haltige Nahrungsmittel dem Körper gezielt diesen Baustoff für die Produktion der Prostaglandine entziehen und dadurch das Ausmaß entzündlicher (Gelenk-)Reaktionen mindern kann.

Auch durch die vermehrte Zufuhr ungesättigter Fette (entscheidend ist das Verhältnis omega3 zu omega6) lässt sich nachweislich die Produktion der Prostaglandine senken. Solche Fettsäuren sind z.B. in vielen Fischsorten vorhanden, sowie in hochwertigen Pflanzenfetten (z.B. Walnußöl).

Von den dargestellten Möglichkeiten einer Ernährungstherapie der chronischen Polyarthritis ist die letztgenannte Möglichkeit einer Beeinflußung der Prostaglandinsynthese durch Verzicht auf Arachidonsäure-reiche Nahrungsmittel und vermehrte Zufuhr ungesättigter Fettsäuren sicher die attraktivste. Bei konsequenter und langfristiger Anwendung dieser Ernährung lassen sich Schmerzmittel, insbesondere die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika, welche die Prostaglandinsynthese im Körper hemmen, in ihrer Dosierung einsparen. Eine solche Ernährung ersetzt allerdings nicht eine Basistherapie und ganz sicher keine regelmäßige Bewegungstherapie (Krankengymnastik).

Bei Gelenkentzündungen werden neben Prostaglandinen und anderen Entzündungsstoffen (Mediatoren) in großer Zahl auch sogenannte Sauerstoffradikale freigesetzt. Diese führen zu einer Zerstörung verschiedener Gelenkstrukturen (z.B. Knorpel). Diese Sauerstoffradikale werden im Körper normalerweise durch sogenannte Antioxidantien neutralisiert. Zu diesen Antioxidantien gehören Vitamin E und Vitamin C sowie Selen-Glutathion.

Aufgrund dieser Zusammenhänge wird empfohlen, für eine ausreichende Versorgung des Körpers mit den genannten Vitaminen sowie dem Spurenelement Selen zu sorgen. Dabei besteht bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung üblicherweise keine Notwendigkeit für einen künstlichen Ersatz von Vitamin C und Selen, während ein Vitamin-E nicht in allen Fällen ausreichend zur Verfügung gestellt wird. Aus diesem Grunde kann es manchmal sinnvoll sein, Vitamin E in Form von Tabletten zusätzlich zuzuführen. Auch hier handelt es sich um eine komplementäre Therapie, die die „übliche“ Rheuma-Behandlung nicht ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt.

Vitamin D und Calcium sind weniger für die Behandlung rheumatischer Gelenkentzündungen an sich von Bedeutung. Eine ausreichende Zufuhr dieser Nahrungsbestandteile ist aber wichtig zur Vorbeugung einer Osteoporose, wie sie im Gefolge rheumatischer Gelenkerkrankungen häufiger auftreten kann, insbesondere dann, wenn eine Dauerbehandlung mit Cortison erforderlich ist. Empfohlen wird eine tägliche Zufuhr von Calcium in einer Menge von 1000 – 1500 mg. In 1/2 l Milch befinden sich ca. 500 mg Calcium. Vitamin D wird nicht nur mit der Nahrung aufgenommen, sondern bei Sonnenbestrahlung auch aus körpereigenen Vorstufen gebildet. Besteht ein erhöhtes Osteoporose-Risiko oder ein Mangel an Sonnenbestrahlung (z.B. bei pflegebedürftigen Menschen), dann ist eine zusätzliche Zufuhr von Vitamin D zur Nahrung sinnvoll.

Wichtige Regeln zum Thema Rheuma & Ernährung

  • Wenig Fleisch, z.B. nur noch 2 mal pro Woche (dies enthält viel Arachidonsäure)
  • Viel Fisch, mindestens 2 mal pro Woche (hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren)
  • Vorzugsweise Gemüse, Sojagerichte, Obst und Milchprodukte (enthalten wenig Arachidonsäure und sorgen für ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Calcium und Spurenelementen: Vitamin C, E, und Selen)
  • Verwendung hochwertiger Pflanzenöle wie Walnußöl, Weizenkeimöl, Rapsöl, Sojaöl (diese enthalten keine Arachidonsäure und haben eine hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E)
  • 1/2 l Milch pro Tag oder entsprechende Milchprodukte (ausreichende Calcium-Zufuhr)
  • Wenig Alkohol (Alkohol fördert die Bildung von Oxidantien)
  • Ausreichende Bewegung an frischer Luft (dadurch wird der Knochenanbau und die Bildung von Vitamin D im Körper gefördert)
  • Eventuell zusätzliche Gabe von Vitamin E (400 I.E. Alpha-Tocopherol täglich)

Rheuma bei Kindern und Jugendlichen

Rheuma wird in erster Linie mit älteren Menschen in Verbindung gebracht. Doch Rheuma kennt keine Altersgrenzen: Schon Säuglinge und Kleinkinder können an Rheuma erkranken und über Jahre oder Jahrzehnte in ihrer körperlichen sowie in ihrer psychischen Entwicklung behindert werden. Die Diagnose stellt das Leben der betroffenen Kinder und ihrer Familien (erst einmal) auf den Kopf. Besonders zu Beginn „beherrschen“ die Krankheit, Zweifel und Selbstvorwürfe den Familienalltag. Über Nacht scheinen Träume und Pläne zu zerplatzen, Aufgaben und Rollen müssen neu verteilt werden. Durch den schubweisen Verlauf, d.h. „gute“ und „schlechte“ Phasen wechseln sich ab, ist es nicht immer einfach, mit Rheuma zu leben. Erst im Laufe der Zeit wird sich ein selbstsicherer Umgang mit der Krankheit sowohl bei den Kindern als auch bei den Angehörigen und im Umfeld entwickeln. Die meisten Familien finden jedoch ihren Weg, die Krankheit in den Alltag zu integrieren.

Über die Ursache von Rheuma bei Kindern weiß man trotz intensiver Forschungen eigentlich wenig. Man vermutet eine ererbte Bereitschaft, auf verschiedene Umweltfaktoren wie Bakterien, Viren, Impfungen oder Verletzungen mit einer Gelenk- oder Organentzündung zu reagieren. Dabei werden körpereigene Substanzen von Zellen des Immunsystems angegriffen. Die körpereigene Abwehr richtet sich gegen körpereigenes Gewebe, und es kommt in der Folge zu Entzündungen.

Manchmal beginnt es ganz harmlos: Das Knie schwillt an, plötzliches Fieber, schmerzende Gelenke – so kann sich Rheuma bei Kindern und Jugendlichen bemerkbar machen. Weitere Anzeichen, die Eltern „aufhorchen“ lassen sollten, sind:

  • Morgensteifigkeit
  • Schonhinken
  • Schmerzen, über die auch nach dem Aufstehen noch geklagt wird
  • Schwellungen
  • Überwärmung einzelner Gelenke
  • Kinder, die schon gelaufen sind und wieder getragen werden wollen
  • Augenentzündungen
  • Darmerkrankungen

Gelenkbeschwerden von Kindern sollten immer ernst genommen und durch spezialisierte Ärzte abgeklärt werden. Das Ausmaß des Gelenkbefalls kann heute durch effektive diagnostische Verfahren wie z.B. Ultraschall und Kernspintomographie früh erkannt werden. Laborbefunde ergänzen oder bestätigen manchmal die klinischen Befunde; allerdings gibt es keinen spezifischen Laborwert für kindliches Rheuma. Insbesondere der bei rheumakranken Erwachsenen gefundene Rheumafaktor tritt lediglich bei 5-10% der kindlichen Patienten in Erscheinung. Um eine aussagekräftige Diagnose stellen zu können, müssen daher bei Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung im Kindesalter alle Befunde wie ein Puzzlespiel zusammengefügt werden.

Für die Behandlung der Entzündungen ist es wichtig frühzeitig und effektiv zu therapieren. Die eingesetzten Medikamente sollen den Entzündungs-prozess stoppen oder zumindest eindämmen, um die Zerstörung der Gelenke aufzuhalten bzw. zu verlangsamen. Eine frühzeitige, konsequente Therapie mit medikamentösen und physikalischen Maßnahmen (tägliche Krankengymnastik, Ergotherapie, Kältebehandlung der Gelenke, Bewegungsbad) kann zu einem vollständigen Rückgang der Gelenkentzündungen und der Bewegungs-einschränkungen führen. Die Therapie ist aber meist über einen langen Zeitraum erforderlich. Daher sollten die Eltern intensiv in die Behandlung einbezogen werden. Entscheidend für ein positives Langzeitergebnis ist die Behandlung rheumakranker Kinder und Jugendlicher durch einen kinderrheumatologisch erfahrenen Pädiater in einem kinderrheumatologischen Zentrum oder einer spezialisierten Ambulanz sowie eine gute Zusammenarbeit mit dem Kinder- oder Hausarzt und weiteren wohnortnahen Spezialisten (Augenarzt, Orthopäde, Kieferorthopäde).

Therapie

Die Therapie der rheumatoiden Arthritis erfordert große Erfahrung sowie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen internistischen Rheumatologen, Orthopäden, Krankengymnasten und Ergotherapeuten.

Bei einer Rheuma-Erkrankungen stehe folgende Therapie-Formen zur Verfügung:

  • Medikamentöse Therapie
  • Injektionen von Kortisonpräparaten in die Gelenke
  • Krankengymnastik und Physikalische Therapie
  • Ergotherapie und Rehabilitation
  • Operative Therapie (Synovektomien und rekonstruktive Chirurgie)

Es ist bislang nicht möglich, die rheumatoide Arthritis ursächlich zu heilen. Bis in die 1990er Jahre wurde rheumatoide Arthritis medikamentös praktisch ausschließlich mit schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln sowie mit Arzneimitteln behandelt, die die Vermehrung von Immunzellen dämpfen. Zerstörte Gelenke konnten teilweise durch Gelenkprothesen ersetzt werden.

NSAR und Kortison

Zu den Schmerzmitteln, die bei der rheumatoiden Arthritis angewandt werden, zählen unter anderem Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Paracetamol und Ibuprofen. Da sie kein Kortison (ein sog. Steroid) enthalten, nennt man sie auch nichtsteroidale Anti-rheumatika (kurz: NSAR). Kortison wirkt stark entzündungshemmend und wird in akuten Krankheits-phasen gegeben, wenn kortisonfreie Entzündungshemmer nicht aus-reichend wirksam sind. Der Vorteil dieser Arzneimittel ist, dass ihre Wirkung schnell einsetzt. Die Schmerzen lassen rasch nach und die Betroffenen können sich wieder besser bewegen. Auf den Verlauf der Erkrankung haben die NSAR und Kortison jedoch meist keinen Einfluss.

Basistherapeutika

In den letzten Jahren haben sich grundlegende Veränderungen in der Rheuma-Therapie ergeben. Sobald die Diagnose gesichert ist, werden so genannte „Basistherapeutika“ eingesetzt. Sie greifen direkt in den Krankheitsverlauf ein. Zu ihnen zählen unter anderem Arzneimittel mit den Wirkstoffen Methotrexat, Sulfasalazin und Chloroquin. Die Wirkung der Basistherapeutika tritt nicht sofort, sondern je nach Substanz erst nach einigen Wochen bis zu mehreren Monaten, ein. Mit den Basistherapeutika gelingt es jedoch, entzündliche Schübe zu verhindern und die Progression der Krankheit zu verlangsamen.

Krankengymnastik und Co.

Moderne Konzepte der Rheuma-Therapie zeichnen sich dadurch aus, dass verschiedene Methoden miteinander kombiniert werden. Dazu gehören neben den Arzneimitteln auch Krankengymnastik, physikalische Therapie und Ergotherapie (z.B. Gelenkschutzberatung) sowie, falls erforderlich, auch soziale und psychologische Maßnahmen. Bei starken Gelenkzerstörungen können Operationen und gegebenenfalls auch der Ersatz des zerstörten Gelenks durch ein künstliches Gelenk nötig werden.

TNF-alpha und Anakinra

Leider sprechen nicht alle Patienten gut auf die Standard-Therapie und die verfügbaren Arzneimittel an. Deshalb arbeiten Forscher intensiv daran, ganz gezielt neue Präparate zu finden, um die Krankheit aufzuhalten und die Schmerzen zu lindern. Eine neue viel versprechende Entwicklung sind Wirkstoffe, die in die Kommunikation zwischen Immunzellen eingreifen, die den Entzündungsprozess bei der rheumatoiden Arthritis vorantreiben. Von zentraler Bedeutung ist dabei der Botenstoff TNF-alpha, mit dem an Entzündungen beteiligte weiße Blutkörperchen andere Immunzellen zur Mitwirkung auffordern.

Ein anderer Wirkstoff, das Anakinra, ist ein sog. Interleukin-1-Rezeptorantagonist (IL-1Ra) oder kurz IL-1-Blocker bzw. IL-1-Hemmer. Interleukin-1 ist eine körpereigene Substanz und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von rheumatischen Entzündungen und Gelenkschädigungen. Anakinra blockiert die entzündungsauslösende Wirkung von IL-1 und greift wie die TNF-alpha-Blocker gezielt in zentrale Mechanismen bei der Entstehung und Ausbreitung der Erkrankung ein.

Heilpflanzen

Verschiedene Heilpflanzen haben schmerzlindernde und entzündungs-hemmende Eigenschaften. Die Basismedikamente können sie aber auf keinen Fall ersetzen. Vielmehr geht es darum, Kortison, NSAID oder Schmerzmittel einzusparen. Da die Wirkstoffe gut verträglich sind, ist das sicherlich einen Versuch wert.

Links zum Thema

Medicine Worldwide
Der Server bietet alles Wissenswerte rund um das Thema rheumatoide Arthritis. Mit vielen Bildern und einem gut besuchten Forum, in dem Sie sich austauschen können.
http://www.m-ww.de/krankheiten/rheuma/rheumatoide.html

Rheuma-Information im Internet
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http://www.rheuma-liga.de/home/rheuma.shtml

Johns Hopkins
Internationale klinische Abhandlung zur rheumatoiden Arthritis und deren Manifestationen. Inklusive Behandlungsstrategien, Pathophysiologie, Diagnostik und therapeutischen Leitlinien. Bebildert und auch für Fachkreise sehr informativ.
http://www.hopkins-arthritis.som.jhmi.edu/rheumatoid/rheum.html

Arthritis Foundation
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http://www.arthritis.org/

Selbsthilfegruppe

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.
Allgemeine Informationen zu Rheuma, Therapiemöglichkeiten; Rheuma bei Kindern und Jugendlichen, spezielle Formen der Erkrankung u.v.m. Adressen aller regionalen Selbsthilfegruppen.
http://www.rheuma-liga.de/

Österreichische Rheuma-Liga
Motto der Österreichischen Rheumaliga
Betroffene Helfen Betroffenen http://www.rheumaliga.at

Kollagenose-Archiv im Internet
Veranstaltungen zur Rheumatologie, Immunologie und zum Gesundheitswesen
http://www.kollagenose.de/veranstaltungen.htm#hessen.

Rheuma-Forum Rhein-Main
Diskussionsforum der Rheuma-Liga Hessen e. V.
http://www.kollagenose.de/forum