Viele Reisende haben Angst vor der Reisekrankheit, der sogenannten Kinetose. Sie tritt vor allem als Seekrankheit auf, kann aber auch bei Flügen, Autofahrten u.ä. plagen. Im Vordergrund stehen hochgradige Übelkeit, Schwindel, Schweißausbruch und Brechreiz, der oft in ein nahezu unstillbares Erbrechen führt („Neptun opfern!“). Bei den modernen Flugzeugen spielen die Kinetosen kaum noch eine Rolle.
Zum Erbrechen kann es allenfalls bei sehr starken Turbulenzen kommen. Diese Kurzzeit-Probleme bedürfen zumeist keiner speziellen Vorbeugung oder Therapie. Anders ist das bei Schiffsreisen. Hier sind Kinetosen (daher „Seekrankheit“) keine Seltenheit. Empfindliche Personen klagen oft auch bei langen Auto- oder Busreisen über Übelkeit und Brechneigung.
Zum anderen: Die früher so gefürchteten Kinetosen, also die „Reiseübelkeit“, spielen in den modernen Maschinen kaum noch eine Rolle, so dass die berühmten Tüten meist unbenutzt bleiben. Dafür nehmen die Fälle von krankhafter Flugangst deutlich zu, vor allem nach den Anschlägen vom September 2001. Fliegen ist die schnellstmögliche und durchaus bequeme Reisemöglichkeit vor allem für Fernreisen. Man sollte aber den bekannten Risiken vorbeugend begegnen – wozu im Folgenden einige Hinweise gege-ben werden.
Wie kommt es zu Kinetosen?
Im menschlichen Innenohr ist nicht nur das Hörorgan angesiedelt, sondern auch ein System von 3 Bogengängen, die den Gleichgewichtssinn darstellen. Mit jeder Änderung der Körperlage wird dieser Gleichgewichtssinn aktiviert und steuert die Muskelspannung in der neuen Körperstellung. Dieser Gleichgewichtssinn wird im Gehirn mit anderen Sinneseindrücken gekoppelt. Bewegung wird beispielsweise durch die Bogengänge, aber auch durch die Seheindrücke der Augen, die Hautreizung durch den Fahrwind, eventuell auch das Geräusch der Bewegung und die Signale aus der Muskulatur registriert.
Wenn es bei einer Reise (z.B. auf dem Schiff) zu einer zu starken Reizung des Gleichgewichtsapparates (heftige Bewegungen in verschiedenen Achsen) kommt oder das Gehirn unterschiedliche Informationen von den verschiedenen Sinnesorganen erhält, dann „brennt“ gleichsam die Signallampe durch. Beispielsweise können die Bogengänge des Gleichgewichtssinnes eine schwankende Bewegung auf dem Schiff signalisieren. Die übrigen Körperempfindungen melden aber Unbeweglichkeit (die Muskeln werden ja nicht wie beim Gehen aktiviert), und die Augen erkennen vielleicht eine Auf- und Abbewegung am Horizont. Diese Meldungen passen nicht zu einander.
Es kommt gleichsam zum „Absturz“ des körpereigenen „Computers“. Bewegung und gleichzeitig Stillstand – das vermag das Gehirn nicht zu deuten und nicht in Einklang zu bringen. Die Folge sind die bekannten Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kreislaufstörungen (Blutdruckabfall), Appetitmangel, Durchfälle, Schweißausbrüche, Erregung oder völliges Abschlaffen. Gerüche, schlechte Belüftung und negative Stimmungslage (Ängste) können diese Fehlsteuerung noch verstärken. Oft geht diese „harmlose“ Störung mit hochgradigem Krankheitsgefühl einher.
Was kann man gegen die Reisekrankheit tun?
Muss man auf alle Reisen verzichten? Nein, diese Forderung wäre zu brutal. Man kann sich, wenn man um diese Empfindlichkeit weiß, durchaus davor schützen. Zumindest in vielen Fällen, immer gelingt das trotzdem nicht.
- Wählen Sie das für Sie verträglichste Verkehrsmittel. In Flugzeugen ist die Reisekrankheit meist geringer als auf Schiffen, in Autos häufiger als bei Bahnreisen.
- Wählen Sie möglichst einen optimalen Sitzplatz. Im Bus sind das die vorderen Sitze, im Schiff in der Mitte, im Auto der Fahrer- oder Beifahrersitz (Beifahrern wird öfter schlecht als dem Fahrer!) und im Flugzeug die Sitzreihen in Höhe der Tragflächen.
- Falls möglich: Bevorzugen Sie eine liegende oder halbliegende Position (zurückgestellte Sitzlehnen).
- Vermeiden Sie es, in der Phase der beginnenden Übelkeit zu lesen (auch nicht die Autokarte).
- Blicken Sie bei Schiffsreisen nicht auf die Wasserfläche, sondern schauen Sie möglichst in einem Winkel von etwa 45 Grad über den Horizont.
- Vermeiden Sie Alkohol und zu reichliches Essen. Besser sind häufigere kleine Mahlzeiten.
- Halten Sie sich bei Schiffsreisen bevorzugt auf Deck an der frischen Luft auf. Auch im Auto sollten Sie für viel Frischluft sorgen.
- Kauen Sie einen Kaugummi, Apfel o.ä.
- Bemühen Sie sich bewusst, möglichst ruhig und entspannt zu bleiben.
- Informationen zur Behandlung mit Arzneimitteln finden Sie unter Reiseübelkeit.
Lassen Sie sich jedoch immer von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten, da es in bestimmten Fällen zu ungewollten Nebenwirkungen kommen kann!
Hinweis:
Einmal seekrank heißt nicht immer seekrank! Es kann durchaus sein, dass man eine nächste Reise ohne Probleme erlebt.