Verstauchungen, Zerrungen und Prellungen sind „stumpfe“ Verletzungen der Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke. Leichtes „Umknicken“ schmerzt zwar im ersten Augenblick, ist aber meist schnell wieder vergessen. Erst wenn Blutgefäße oder gar die Gelenkkapsel reißen, hat man sich eine richtige Verstauchung oder Zerrung zugezogen und der betroffene Körperteil muss behandelt und geschont werden. Auch Prellungen sind eine sehr schmerzhafte Angelegenheit, sie tun oft mindestens genau so weh wie ein Knochenbruch.
Ursachen & Risikofaktoren
Stumpfe Verletzungen wie Verstauchungen, Zerrungen und Prellungen können beispielsweise durch Schlag, Stoß, Sturz, Umknicken, bei heftigen Bewegungen oder Über- bzw. falscher Belastung des Körpers entstehen.
Beim Sport oder auch in ganz normalen Alltagssituationen kann es durch plötzliches Überschreiten der normalen Bewegungsgrenze eines Gelenks zur Zerrung oder zum Riss der Sehnen, Muskeln oder Gelenkbänder kommen.
Auswirkungen
Wenn die Schmerzen nach einer Verstauchung einige Tage anhalten oder die Beweglichkeit sehr stark eingeschränkt ist, muss untersucht werden, ob Bänder gerissen sind. Achtung: Falsch behandelte Verstauchungen oder Zerrungen können zu chronischen Gelenkentzündungen mit
- Schmerzen führen – im Zweifelsfall also lieber einen Arzt aufsuchen.
- Prellungen heilen normalerweise in wenigen Tagen wieder ab.
- Durch Röntgenuntersuchung wird ggf. ein Knochenbruch ausgeschlossen.
Erkennung & Untersuchungen
Lässt sich das Gelenk nicht mehr richtig bewegen oder belasten, sollte man einen Arzt aufsuchen. Man sollte damit nicht zu lange warten. Es kann sich möglicherweise um eine schwerere Verletzung, wie zum Beispiel einen Bänderriss oder einen Knochenbruch handeln. Anhand verschiedener Untersuchungsmethoden kann der Arzt die Verletzungsart einordnen.
Anhand von Röntgenaufnahmen kann der Arzt eine Beschädigung der Knochen ausschließen. Ein Bänderriss kann mit Hilfe spezieller Untersuchungsmethoden diagnostiziert werden. Dabei wird die Stabilität des Gelenkes beurteilt. Bei intaktem Band ist das Gelenk stabil und nur in physiologischer Richtung beweglich. Liegt ein Bänderriss vor, so kann der Arzt den Gelenkspalt deutlich verbreitern, was durch Winkelmessungen auf dem Röntgenbild geprüft wird. Eine Gelenkspiegelung und neuerdings auch die Kernspintomographie geben in bestimmten Fällen genaueren Aufschluss, sie sind jedoch mit ungleich größerem Aufwand verbunden. Die möglichst verlässliche Klärung des Verletzungsausmaßes ist jedoch nötig, um gutachterliche Aussagen zu treffen und die richtige Therapie zu wählen.
Therapie & Behandlung
Als erste Maßnahme sollte der verletzte Körperteil so schnell wie möglich ruhig gestellt und mit Eis, kaltem Wasser oder Kältespray gut gekühlt werden. Die rasche Kühlung „betäubt“ den Schmerz, Blutergüsse und Entzündungen werden gehemmt, Schwellungen gehen zurück. Tragen Sie eventuell eine schmerzlindernde, abschwellungsfördernde Salbe oder ein Gel auf und lagern sie den betroffenen Körperteil hoch.
Bei stumpfen Verletzungen wie Verstauchungen, Zerrungen und Prellungen empfiehlt es sich, einen elastischen Verband oder auch einen stützenden Tape-Verband anzulegen, um das Gelenk ruhig zu stellen. Er drückt zudem das verletzte Gewebe zusammen und verhindert die Ausbreitung von Blutungen und Schwellungen. Allerdings darf der Verband nicht zu fest angelegt werden, am besten zeigt ein Fachmann Ihnen die richtige Anwendung.
Am ersten Tag nach der Verletzung sollte weiter gekühlt werden. Der Eiswürfelbeutel oder die Kältekompresse kann dazu auch um den (nicht zu dicken) Verband gelegt werden. Massieren Sie die verletzte Stelle nicht. Nach dem zweiten Tag, wenn die Resorptionsvorgänge beginnen, d. h. das Wundsekret in die Blut- und Lymphbahn zurück geholt wird, kann zur besseren Durchblutung mit Wärme behandelt werden. Jetzt können Sie auch wieder leichte Bewegungsübungen beziehungsweise vorsichtige Massagen wagen. Die angeschlagenen Gelenke sollten Sie erst nach einigen Tagen wieder belasten. Gönnen Sie sich Ruhe.
Bei akuten Verletzungen helfen Schmerzmittel zum Einnehmen, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS) oder entzündungshemmendes Ibuprofen. Werden Schmerzmittel eingenommen, muss erst recht darauf geachtet werden, dass das Gelenk nicht bewegt wird – der Schmerz als Warnsignal ist weitgehend ausgeschaltet.
Richtig kühlen
Für den ersten Moment reicht erst einmal kaltes Wasser: Lassen Sie es einfach über die betroffene Körperstelle laufen oder tauchen Sie diese in kaltes Wasser. Für eine Eiskompresse füllen Sie einige Eiswürfel zusammen mit Wasser (im Verhältnis 1:2) in einen Plastikbeutel und verschließen diesen gut. Wenn das Eis geschmolzen ist, erneuern Sie die Kompresse. Noch einfacher in der Handhabung ist ein Kühlpack oder eine fertige Kühlkompresse aus der Tiefkühltruhe. Den Kältespender hüllen Sie am besten in ein Tuch ein, damit er nicht an der Haut festklebt.
Auch Quark ist ein hervorragendes Kühlmittel: Den möglichst kalten Speisequark auf ein Küchentuch streichen, einschlagen und auf die verletzte Region legen.
Die richtige Salbe
Zur Behandlung von Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen stehen verschiedene Salben, Gels, Cremes, Sprays oder alkoholische Zubereitungen zur Verfügung. Je nach ihren Inhaltsstoffen können sie den Schmerz lindern, Entzündungen vorbeugen oder sie abklingen lassen, die Heilung der Wunde fördern, kühlen oder auch erwärmen. Vorsicht: Viele dieser Mittel dürfen nicht auf offene Wunden aufgetragen oder bei Kleinkindern anwendet werden. Die häufigsten Inhaltsstoffe:
- Salicylate lindern den Schmerz, hemmen die Entzündung. Salicylate dürfen nur zwei Tage angewendet werden, sie können die Haut reizen. Salicylsäure selber weicht die Haut auf und macht sie durchlässiger für Arzneimittel.
- Alkohol (mindestens 50%ig): Verdunstet rasch und wirkt dadurch kühlend.
- Pfefferminzöl: Wirkt ebenfalls kühlend.
- Nikotinate und Bienengift: Erzeugen eine verstärkte Durchblutung und damit
Wärme. - Cayenne-Pfeffer: Pflaster mit dem Extrakt des Cayenne-Pfeffers wirkt erwärmend und über eine Reizung der Hautnerven zusätzlich schmerzlindernd.
- Heparin: Soll Schwellungen zum Verschwinden bringen, kann aber kaum durch die Haut eindringen.
- Arnikablüten: Lindern den Schmerz, hemmen die Entzündung.
Vorsorge
Besonders Verstauchungen passieren meistens beim Sport, und das kann auch gut trainierten Sportlern passieren. Sehr oft sind Sportverletzungen die Folge schlechter Vorbereitung:
Die wichtigsten Maßnahmen gegen plötzliche Schmerzattacken sind konsequentes Aufwärmen, zum Beispiel 10 Minuten lockeres Traben und sich langsam steigernde Dehnübungen. Bitte beachten: Nur die warme Muskulatur darf gedehnt werden, sonst besteht die Gefahr der Muskelzerrung. Sie sollten zudem beim Sport auf Schuhwerk achten, das dem Fuß guten Halt gibt. Wenn man zu Verstauchungen neigt, ist es ratsam, hohe Absätze zu meiden. Beim Sport empfiehlt sich das Tragen von Stützbandagen bzw.
-strümpfen oder das Anlegen eines Tape-Verbandes.
Häufige Fragen
Soll ich meine Verstauchung bzw. Prellung selbst behandeln oder zum Arzt gehen?
Leichte Verstauchungen oder Prellungen können Sie selbst behandeln. Wenn sich die Beschwerden nicht innerhalb weniger Tage bessern oder sogar schlimmer werden sowie bei Muskelverhärtungen oder Krämpfen nach einer Verstauchung, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Bei Verdacht auf Bänder- oder Muskelriss (Beule oder Delle im Muskel) müssen Sie sofort zum Arzt!
Wie lange soll gekühlt werden?
Wärme oder Kälte – das ist nicht immer einfach zu entscheiden. Im ersten Moment ist es richtig, zu kühlen, damit Bluterguss und Schwellung sich nicht so stark ausbreiten. In den weiteren Tagen entscheidet jeder selbst, ob Kälte oder Wärme angenehmer ist. Wichtig: Kälte darf nur warmen Körperteilen zugemutet werden. Verschlimmern sich die Schmerzen, darf nicht mehr mit Wärme behandelt werden – dies ist ein Hinweis auf eine Entzündung, die durch Wärme noch gefördert werden könnte.
Wichtige Adressen
Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention
(Dt. Sportärztebund e. V.)
Hugstetter Straße 55
79106 Freiburg
Tel.: 0761/270-7456
Fax: 0761/202-4881